Kein Anschluss in vielen Telefonzellen

Die Fernsprecher sind oft in einem traurigen Zustand. Am Dom wurde der Apparat komplett herausgerissen.

Velbert/Neviges. „Hier stehen 1000 Geschichten drin.“ Mit dieser Aufschrift auf der Tür der gelben Telefonzelle an der Klosterstraße 12 lockt die Telekom, das Häuschen zu betreten. Doch es wird zu viel versprochen. Im gelben Häuschen befindet sich weder ein Telefonapparat noch ein Telefonbuch. Wo sollen die 1000 Geschichten stecken? Erzählt hat sie hier jedenfalls schon lange niemand mehr: „Das Telefon ist vor Wochen herausgerissen worden“, sagt Bernd Zimmermann, der in der Nähe arbeitet.

In der unteren Elberfelder Straße erwartet den Besucher der gelben Telefonzelle auch eine Überraschung: Das Telefon funktioniert zwar, doch fehlt die Tür. Auch dies ist schon lange so, weiß ein Einzelhändler, der von seinem Geschäft aus das Häuschen im Auge hat. Über Nacht hätten Unbekannte die schwere Tür einfach weggeschafft.

68 öffentliche Telefone gibt es noch im Velberter Stadtgebiet— entweder die klassischen gelben Kabinenhäuschen oder die pinkfarbenen sogenannten Basistelefone, bei dem der Telefonierende im Freien steht. Viele sind in einem traurigen Zustand.

Lohnen sich in Zeiten, in denen fast jeder ein Handy hat, überhaupt noch öffentliche Telefone? „Wir werten regelmäßig die Auslastung unserer Telefonzellen aus. So sehen wir genau, wo die Kunden unser Angebot annehmen und wo sie es nicht mehr tun“, sagt Johannes Maisack von der Telekom in Bonn. „Wo Telefonzellen über einen längeren Zeitraum zu wenig genutzt werden und die Unterhaltskosten in keinem Verhältnis mehr zum Ertrag stehen, besprechen wir mit der Gemeinde die aktuelle Situation und versuchen eine Lösung zu finden“, sagt Maisack.

Die Telekom hat sich in den vergangenen fünf Jahren von zahlreichen unrentablen gelben Telefonhäuschen bundesweit getrennt und sie durch freistehende Telefonsäulen, die Basistelefone, ersetzt. Dort funktioniert das Telefonieren allerdings nur mit Kreditkarte oder dem Zahlencode einer speziellen Telefonkarte, einer Calling-Card. Die Telekom hatte dieses Konzept entwickelt, weil immer Münzfernsprecher ausgeraubt und zerstört wurden.

Da auch die Telefonbücher regelmäßig gestohlen oder verschandelt wurden, sind sie ebenfalls abgeschafft. Wer die Nummer seines Gesprächspartners nicht im Kopf oder notiert hat, der hat Pech gehabt.

Und was macht das Unternehmen, wenn ein defektes Telefon gemeldet wird? „Wenn noch Ersatzteile vorhanden sind, setzen wir die Zellen instand. Doch für die Telefonzelle an der Elberfelder Straße ist die fehlenden Tür nicht mehr lieferbar“, sagt Maisack. Dort werde wohl ein Basistelefon die alte Zelle ersetzen. Gleiches gilt auch für das Häuschen an der Klosterstraße. Auch dort soll ein Basistelefon installiert werden.

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