Jugendszene in Velbert: Grundlos rabiates Vorgehen?

Junge Leute, die am Samstagabend im Herminghauspark dabei waren, berichten von körperlichen Übergriffen durch den Sicherheitsdienst und kritisieren die Polizei.

Velbert. In Reaktion auf die Darstellung der Polizei zu den Vorgängen vom Samstagabend im Herminghauspark haben sich gestern junge Leute zu Wort gemeldet. Sie wehren sich dagegen, als "Randalierer" dargestellt zu werden, und berichten ihrerseits von körperlichen Übergriffen durch den von der Stadt beauftragten Sicherheitsdienst sowie von unnötiger Härte der Polizei.

So schilderte ein 22-Jähriger im Gespräch mit unserer Redaktion, dass die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes gegen 21.30 Uhr die Gruppe, mit der er sich fernab des Spielplatzes und friedlich im Park aufgehalten habe, zum Gehen aufforderte, weil die Grünanlage um 22 Uhr schließe.

Auf Nachfragen sei schroff reagiert worden, und als junge Leute begonnen hätten, Müll zu Papierkörben zu tragen, hätten die Security-Mitarbeiter zunehmend rabiater reagiert. "Ich habe plötzlich Pfefferspray ins Gesicht bekommen, wurde zu Boden gebracht und dort fixiert, indem sich jemand auf mich draufsetzte", so der Velberter.

Die Bitte, sich mit Wasser die Augen auswaschen zu dürfen, sei erst nach geraumer Zeit erfüllt worden. "Dann durfte mir ein Freund Wasser bringen." Der junge Mann will nun Anzeige wegen Körperverletzung erstatten. "Es ist ja okay, dass man gegen Randalierer durchgreift, aber wir haben nicht randaliert. Wir wollten sogar aufräumen, wie sich das gehört, um den Park auch weiterhin nutzen zu dürfen."

Von einem "völlig überflüssigen Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray" durch die Security berichtete auch eine ebenfalls 22-jährige Velberterin. Die eintreffende Polizei habe dann, anstatt eine weitere Eskalation des Geschehens zu verhindern, "genau das Gegenteil gemacht, indem sie die Jugendlichen durch Schubsen, Provozieren, Beschimpfen und durch einen unkontrolliert geführten und aufgeheizten Polizeihund schneller aus dem Park vertreiben wollte".

Ein 23-Jähriger bezeichnete die Vorgänge als "massiven Missbrauch von Autorität": "Eine Gruppe Parkbesucher war dem brutalen und beliebigen Handeln von Sicherheitsbediensteten und Polizeibeamten der Stadt Velbert schutz- und hilflos ausgesetzt."

Anstatt sich einen Überblick über die Gesamtlage zu verschaffen, hätten die Polizisten sofort ins Geschehen eingegriffen. "Sie gingen die Parkbesucher rabiat an, um den Park zu räumen. Der Hund wurde lose an der Leine gehalten und sprang einzelne Personen aggressiv an."

Polizeisprecher Frank Sobotta bestätigte, dass es Klagen über das Vorgehen der Sicherheitsleute sowie der Polizei gegeben habe. Bereits am Dienstag hatte die Kreispolizei berichtet, dass es auch Anzeigen gegeben habe und vor allem Beschwerden über den Einsatz des Polizeihundes.

Polizeisprecher Ulrich Löhe hatte den Einsatz gegenüber unserer Redaktion als "konsequent, aber nicht übertrieben hart" bezeichnet. Bis gestern Mittag seien keine weiteren Anzeigen erstattet worden, sagte Sobotta. "Geschädigte sollten das auf jeden Fall tun. Der Einsatz von Pfefferspray kann möglicherweise eine gefährliche Körperverletzung darstellen. Das würde die Staatsanwaltschaft auf jeden Fall verfolgen. Das gilt auch für Anzeigen gegen Polizeibeamte."

Karsten Bangert, Leiter der Fachabteilung Ordnung und Verkehr der Stadt, sagte, man werde den Beschwerden nachgehen. Den Namen des Unternehmens, das im Auftrag der Verwaltung im Herminghauspark tätig war, wollte Bangert nicht nennen.

"Wir werden das zunächst intern untersuchen." Nach den Beschwerden der vergangenen Wochen aus der Nachbarschaft, Sachbeschädigungen und massenhaft Scherben habe die Stadt die Sicherheitsfirma damit beauftragt, ihr Hausrecht durchzusetzen, sofern randaliert werde. "Es gibt keinen Auftrag, den Park um 22 Uhr zu räumen", sagte Bangert. Ihm lägen "vier bis fünf" Beschwerden über das Vorgehen der Security vor.

"Es waren aber mehr als 150 Leute da. Ich weiß auch de facto, dass Entgleisungen gegenüber dem Sicherheitspersonal stattgefunden haben. Ob die Reaktion darauf nun glücklich gelaufen ist oder nicht, kann ich zurzeit noch nicht sagen."

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