Jan Kazda inszeniert Led Zeppelin: „Irritation weckt Neugier“

Bassist Jan Kazda kennt keine Grenzen — zumindest nicht in der Musik. Am Freitag präsentiert er in der Vorburg „The Music of Led Zeppelin“.

Neviges. Vier Streicher, ein Bass, Led Zeppelin: Mit einem ungewöhnlichen Konzert gastiert Jan Kazda an diesem Freitag im „Castle Club“ der Vorburg. Der Bassist und Komponist unterrichtet seit 30 Jahren an der Velberter Musikschule. Im WZ-Interview spricht der 54-Jährige über wilde Zeiten, Wunschkonzerte und wie Rebellion und Bildung zusammenpassen.

Wie kommt man auf die Idee, eine Band, die im Hardrock verwurzelt ist, auf Zimmerlautstärke zu reduzieren und mit einem Streichquartett umzusetzen?

Kazda: Ich habe alle möglichen Dinge schon gemacht: Neue Deutsche Welle, Jazzrock, Musical. Mit dem Streichquartett bin ich auch schon auf dem Heavy-Metal-Festival in Wacken aufgetreten und in Eindhoven vor 60 000 Leuten, vor denen später Metallica gespielt hat. Eine wilde Mischung, das weiß ich. Aber ich finde es sehr spannend, wenn man unterschiedliche Stile zusammenführt, weil sie verschiedene Sichtweisen zeigen.

Was erwartet denn die Zuhörer in der Vorburg bei „The Music of Led Zeppelin“?

Kazda: Viele Leute, die zu unseren Konzerten kommen, glauben, dass wir Cover-Versionen spielen, also die Stücke eins zu eins wiedergeben. Das ist nicht der Fall. Wir nehmen Teile der Musik, arrangieren sie anders und interpretieren die Songs dadurch neu. Es ist unsere Musik mit Motiven von Led Zeppelin. Mit zwei Violinen, Viola, Cello und meinem sechssaitigen E-Bass. Unsere Erfahrungen zeigen, dass wir mit diesem Konzert die langhaarigen Rockfans genauso ansprechen wie das Bürgertum.

Wie wichtig ist neben der Musik die Präsentation?

Kazda: Ich schule auch Musiker, die gerade ihr Examen gemacht haben. Und einigen, die sich nur auf die Musik konzentrieren, sage ich: Deine Kunst ist die eine Sache. Aber du stellst auch etwas dar. Die Leute kommen auch, um dir zuzusehen. In dem Augenblick, wo du dich aus dem Zuschauerraum über die Treppe auf das Podium bewegst, fängt deine Performance an. Wenn du das in einer alten Hose machst, unrasiert und ungekämmt, ist das dein Ausdruck. In einer Punkband würde niemand in Frack und Fliege auf die Bühne gehen; in der klassischen Musik würde dagegen keiner im T-Shirt oder mit Flickenjeans spielen. Natürlich kann man sich gegen die Strömung bewegen, Nigel Kennedy heißen und mit seiner Geige als Punker auf die Bühne kommen. Aber das sind Ausnahmen.

Moment mal, wenn man sich Ihr Ensemblefoto anschaut, wo Sie im Feinrippunterhemd hocken und die Streicherdamen um sich versammeln, ist das aber auch rebellisch, oder?

Kazda: Ja, bin ich denn nicht rebellisch?! Entschuldigung, wenn man das nicht sein darf, so ein alter Kerl wie ich! (lacht) In den 1980er-Jahren habe ich bei der Band „Das Pferd“ allerdings tatsächlich im Unterhemd auf der Bühne gestanden. Da sah ich aus wie ein Metzger. Das ist nicht provozierend, schafft aber Aufmerksamkeit. Ich mag es, wenn die Leute erst einmal irritiert sind, weil Irritation die Neugier weckt.

1979 sangen Pink Floyd: „We don’t need no education“, wir brauchen keine Bildung. Was sagen Sie als Musiklehrer dazu?

Kazda: Das ist Blödsinn. Bitte so viel Bildung wie möglich, aber mit einem kritischen Blick. Ich bitte meine Schüler immer darum, Autorität zu hinterfragen. Allerdings haben sie heute oft ein Wunschkonzert. Man kann nicht mehr wie früher mit Unterrichtsbüchern ankommen. Dann heißt es: ,Nee, ich will aber die Gitarre aus dem Video mit der roten Hose spielen!’ Dann geht man auf Youtube, guckt sich das an und lässt sich drauf ein.

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