Integrationspreis — wichtig wie nie

Die Stadt regt mit der Auszeichnung wieder Projekte zur Einbindung von Migranten an. Der Zeitpunkt ist genau richtig. Gewinnerin Dörte Frisch berichtet von einem Abflauen der Willkommenskultur.

Integrationspreis — wichtig wie nie
Foto: Archiv/dpa/Schmülgen

Velbert. Der Integrationspreis ist nicht nur eine Auszeichnung, er ist auch Motor für viele Menschen, die sich für die Einbindung von Immigranten einsetzen. „Ohne diese Unterstützung kämen viele Projekte gar nicht erst ans Laufen“, weiß Helena Latz, Integrationsbeauftragte der Stadt Velbert.

Jetzt wird der Motor wieder angeschmissen: Der siebte Integrationspreis wird im vierten Quartal 2017 verliehen. Der lange Vorlauf ist beabsichtigt: Bis zum Abgabetermin am 30. Juni können noch Projekte reifen. „Auch Privatpersonen sind angesprochen. Manchmal reicht eine gute Idee und die Umsetzung ist durch unser Netzwerk möglich“, so Latz.

Momentan ist die Integrationsarbeit wichtiger denn je. „Wir hoffen auf eine rege Teilnahme“, sagt Bürgermeister Dirk Lukrafka. „Nicht nur 2015, sondern auch 2016/17 steht der Preis unter einem besonderen Stern, weil wir viel mehr Leute in Velbert haben, die integriert werden müssen.“

Das wird mitunter zur Belastungsprobe, wie Dörte Frisch bestätigen kann. Die hauptamtliche Mitarbeiterin bei der „Flüchtlingshilfe Velbert und Deutsch lernen“ ist bereits 2013 und 2015 mit dem Integrationspreis ausgestattet worden. Zuletzt gewann das Projekt „Hallo Nachbarn — Willkommenskultur mal anders“ Dabei organisieren Flüchtlinge und Asylbewerber Veranstaltungen für Velberter, um denen einen Einblick in das Leben vor Ort sowie die Kultur ihres jeweiligen Herkunftslandes näher zu bringen. So kommen die deutschen Besucher auch in den Genuss traditioneller Speisen aus exotischen Ländern, beispielsweise aus Tibet oder von den Uiguren, einer turksprachigen Minderheit in China.

Doch: Die Integrationsarbeit ist schwerer geworden. Frisch berichtet: „Die Zeit für die schönen Projekte fehlt, weil das harte Geschäft so eine große Zeit einnimmt.“ Ihre 40-Stunden-Stelle habe sich auf 70 Arbeitsstunden in der Woche erweitert — die Feste mit den Flüchtlingen geraten in den Hintergrund.

Da sei es umso wichtiger, dass jetzt wieder mehr Menschen in die Integrationshilfe einsteigen. Frisch hat nämlich einen bedenklichen Trend registriert: „Migranten haben es wieder schwerer. Die Willkommenkultur-Phase vom Anfang ist abgeflaut.“

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