Hösel: Stacheldraht fürs gepflegte Grün

Ein etwa 500 Meter langer Zaun soll vor allem Hunde fernhalten. Anwohner und Spaziergänger sind wenig begeistert.

Hösel. Idyllisch ist es an der Schinnenburg in Hösel: verkehrsberuhigte Zonen, hochwertige Einfamilienhäuser und Villen mit schmucken Gärten. Drumherum Felder, so weit das Auge reicht. Und daneben ein Golfplatz mit gepflegtem Putting-Green. Schöne, heile Welt - könnte man meinen.

Seit einiger Zeit jedoch erhitzen sich die Gemüter. Mitten durch dieses lauschige Plätzchen, nur wenige Meter von den Grundstücken entfernt, zieht sich auf etwa 400, 500 Metern entlang des Wanderweges zwischen der Siedlung und dem Golfgelände ein Stacheldrahtzaun.

"Der Invasion vor allem von unzureichend beaufsichtigten Hundemeuten speziell dort war einfach nicht mehr Herr zu werden", verteidigt Golfclub-Geschäftsführer Matthias Nicolaus die Einzäunungsaktion. "Ob Spaziergänger oder Anwohner: Die Leute ließen ihre Vierbeiner einfach laufen - und marschierten munter hinterher." Dabei gebe es einen Weg quer durch das Gelände - und die Vorgabe, dass die Hunde angeleint sein müssen. Nicolaus versteht daher die ganze Aufregung nicht. "Es gipfelte darin, dass die Bauarbeiter, die den Zaun zogen, massiv angegangen wurden. Beschimpfungen und Pöbeleien waren an der Tagesordnung."

Die Anwohner, vor allem jene, deren Blick von der Terrasse jetzt auf den Stacheldrahtzaun trifft, sind alles andere als begeistert. "Die Leute laufen Sturm bei uns", sagt Willm-Rolf Meyer, Höseler Ratsherr (SPD). "Zumal sie, genau wie wir, vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. Mitte Februar gingen plötzlich die Bauarbeiten los." So, wie Claudia Hoboldt, die seit ihrer Kindheit in Hösel lebt und mit ihrem Mischling "Max" auch entlang des Golfplatzes Gassi geht. "Warum musste es gleich ein martialischer Stacheldrahtzaun sein? Da hätte es doch mit Sicherheit andere Lösungen gegeben." Obendrein verlaufe die Absperrung nicht unmittelbar am Golfplatz entlang, sondern liege weit davor. "Das ganze Brachgelände mit seinen Sträuchern, das von den Kindern als Abenteuerspielplatz genutzt wurde, fällt jetzt ebenfalls weg."

Das ärgert auch Siegfried Mathiszik. "Den Kindern wurde dort jegliche Spielmöglichkeit genommen. Außerdem ist ein Stacheldrahtzaun entlang des Wanderweges, auf dem viele Radfahrer unterwegs sind, richtig gefährlich. Von der Gefahr für die Rehe dort ganz zu schweigen."

Die Gerüchteküche, dass der Golfclub etwas plant, brodelt allerdings bereits seit längerem. Schon damals hatte Meyer versucht, sich schlau zu machen, hakte unter anderem im Bezirksausschuss nach. "Nichts ist passiert. Keiner wusste etwas." Als der Golfclub jetzt Ernst machte, wollte Hans Kraft, ebenfalls Höseler SPD-Ratsherr, vom Bürgermeister eine Stellungnahme. "Ich erhielt die lapidare Antwort, dass der Weidenzaun genehmigungsfrei sei und nicht den Festsetzungen des Bebauungsplanes widerspreche." Auch sei die Öffentlichkeit keinesfalls ausgeschlossen, könne weiterhin die Wege übers Gelände zum Spazierengehen nutzen, wie Frank Rieckmann vom Planungsamt auf WZ-Nachfrage bestätigt. "Der Club verstößt gegen keinerlei Gesetz. Wir als Stadt sind bei dem Ganzen außen vor."

"Wir verstehen ja die Nöte der Golfer", sagen Meyer und Kraft. "Aber warum werden solche Probleme nicht vorher im Bezirksausschuss geprüft und diskutiert? Erst tut die Verwaltung so, als wenn sie von nichts wüsste, und dann - wenn alles passiert ist - sagt sie, alles sei legal und genehmigungsfrei."

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