Hösel: Denkmal Kötterhaus wurde fünf Jahre lang saniert

Über 220 Jahre alt ist das Kötterhaus „Am Stuten“, das Gerd Peters von Grund auf wieder aufgebaut und modernisiert hat.

Hösel. Fünf Jahre Bauzeit haben sich gelohnt: Wenn Gerd Peters sein schmuckes Häuschen an der Straße Am Adels betritt, geht er zugleich auch in ein Stück Vergangenheit. "Die Bausubstanz stammt etwa aus dem Jahre 1780. Von dieser Art gibt es nicht mehr viele in Hösel", untertreibt Peters.

Vermutlich ist sein altes Kötterhaus "Am Stuten" das einzige, das mehr als 220 Jahre auf dem Buckel hat. Dass es überhaupt noch steht, und zudem so schmuck aussieht, ist eben jenen fünf Jahren Bauzeit zu verdanken, die Peters reingesteckt hat.

Fachwerk, grün-weiße Giebelverbretterung, dicke Sandsteinplatten im Flur, dicke Eichenbalken, die sich unter der Last der Jahrhunderte gebogen und verdreht haben, Türen, für die kein Baumarkt passende Scharniere oder Klinken hat. Peters weiß: Das Leben in einem Baudenkmal ist nicht einfach, aber unvergleichlich.

Zu dem alten Gemäuer kam er eher zufällig. "Ich kannte das Haus schon aus meiner Kindheit, weil hier der Schlüssel fürs Clubhaus des benachbarten Tennisvereins hinterlegt war. Damals habe ich mir schon gedacht: So möchtest du einmal wohnen." Doch es kam anders. Studium, Wegzug, Beruf - Vergessen.

Durch Zufall führte ihn Jahre später der Weg wieder nach Hösel: Er besuchte die frühere Haushaltshilfe der Familie im Altersheim, dort lebten inzwischen auch die letzten Bewohner des Häuschens. Dann fuhr er in die Straße Am Adels. Das alte Haus fand er verlassen, die Fenster zugemauert und den Garten völlig verwildert.

Nachdem ein Unwetter den nahen Dickelsbach über die Ufer treten ließ, türmte sich in dicken Schichten der Schlamm, seit acht Jahren stand das Kötterhaus leer. Eigentümer war mittlerweile die Stadt, die das Gebäude unter Denkmalschutz stellte: Es sei ein für Hösel typisches Zeugnis für die Bau- und Lebensweise der damaligen Bevölkerung. Die Erhaltung sei aus volkskundlichem Interesse geboten. Dass von Erhaltung jedoch keine Rede sein konnte, merkte Peters erst später.

Das Gebäude bekam er schließlich für den symbolischen Preis von damals einer D-Mark, für das Grundstück musste er aber ordentlich bezahlen. Als Bauingenieur war es für ihn eine besondere Herausforderung, das Häuschen wieder herzurichten. Die erste Überraschung sah der neue Besitzer beim Betreten: Das Haus war komplett eingerichtet, möbliert und ausgestattet.

"Es waren sogar noch Gläser mit Eingemachtem da und alte Konserven", erinnert er sich. Mehrere Container mit Schutt und Abfall wurden abtransportiert, bevor er sich an die eigentliche Sanierung machen konnte. Als die ersten weggefaulten Fachwerkbalken an der Außenwand sichtbar wurden, bekam die Euphorie einen argen Dämpfer. "So schlimm hatte ich es mir nicht vorgestellt", sagt Peters.

Das Haus wurde entkernt und von Grund auf neu gebaut - mit alten Materialien. Um an alte Eichenbalken zu kommen, kaufte Peters in Wuppertal sogar ein Abrisshaus auf. Die Türen in der Küche stammen aus Niedersachsen. Dort hatte er sie durch Zufall vor dem Osterfeuer gerettet. Neu beziehungsweise erstmals verlegt wurde auch Wasser und Abwasser. "Es gab zuvor nur eine Wasserstelle mit Spülstein im Flur, und draußen im Hof stand das Plumpsklo."

Das Denkmalamt hatte ständig ein Auge auf die Arbeiten. Was erhaltenswert war, musste erhalten bleiben. deshalb hat Gerd Peters in der Küche alte Fensterchen mit hübschen Beschlägen - aber Einfachverglasung. Die Dachpfannen musste er in Belgien organisieren, hier stellte niemand solche Teile mehr her.

"Ohne die ganze Eigenleistung wäre das unbezahlbar geworden", weiß Peters. Dennoch ist sein Rechnungsordner voll: Rund 260.000 D-Mark hatte er hineingesteckt, bis er nach fünf Jahren endlich einziehen konnte. Von der Muskelhypothek ganz zu schweigen.

Seine knapp 100 Quadratmeter Wohnfläche, die sich auf zwei Etagen verteilen, möchte Peters gegen kein noch so schickes Haus tauschen. "Das hat hier ein besonderes Flair - und man hat immer was zu tun."

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