Hier erschaffen Kinder ihre eigene Stadt

Beim Wülfrather Ferienprogramm verbringen die Teilnehmer ihre Zeit in der „Kids Town“ . Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.

Hier erschaffen Kinder ihre eigene Stadt
Foto: Achim Blazy

Wülfrath. Die erste Pressekonferenz ihrer Karriere gibt die Bürgermeisterin souverän. Dabei ist Neva erst seit zwei Tagen im Amt und gerade einmal zwölf Jahre alt. Aber in Kids Town ist manches anders als im echten Leben. Vor allem „macht hier alles Spaß“, freut sich die frisch gewählte Kids-Town-Chefin. „Bestimmer zu sein, ist auch nicht schlecht“, fügt sie lachend hinzu.

Seit Montag ist das etablierte Ferienangebot unter der Leitung von Angela Sprink wieder am Start. „Wir waren erst in Sorge, ob das nicht zu weitläufig ist“, sagt die Leiterin des Kinder- und Jugendhauses (KJH) über die neue Adresse. Denn in seiner vierten Ausgabe ist Kids Town aus der angestammten Schulstraße in das Areal der Bergstraße gezogen. „Es ist noch schöner als früher“, erklärt Max. Der Zehnjährige ist „wie in jedem Jahr“ wieder mit dabei, kann also bestens vergleichen. Seine Bilanz: „Hier ist ein Spitzen-Klettergerüst, ein großer Fußballsplatz und eine coole Küche.“

In letzterer arbeitet die Brigade um KJH-Mitarbeiterin Meggie Hahn und zaubert Gesundes. Mit nicht zu übersehendem Elan hackt Louis (8) Zwiebeln. „Die kommen an die Fleischbällchen“, ebenso wie Haferflocken, rekapituliert er das Rezept. Rebecca (9) dagegen spült leicht beleidigt Geschirr. „Ich durfte nicht mitkochen. Dafür habe ich Plakate gebastelt.“ Denn in Kids Town, jenem Stadtstaat Utopia, der sich alljährlich in zwei Gruppen und zwei Wochen der Sommerferien bildet, ist alles möglich. Jeder, der will, kann ein Geschäft eröffnen. So wie Avelina (7), die allerlei von Zuhause mitgebrachten Süßkram anbietet. Oder so wie die drei Damen vom Grill Leonie, Laura (beide 9) und Julia (10), die in „bester Nachbarschaft“ zu einem Tattoo-Shop sowie Krimskramsladen existieren. „Gerne würde ich ein Kreditwesen für arme Bürger einführen“, erklärt Bürgermeisterin Neva. „Wir brauchen ein Wellness-Center für die Erwachsenen“, bringt sich Muriel (9), sie ist zum vierten Mal dabei, ein. „Das werden wieder meine schönsten Sommerferien.“

Denn auch die Erwachsenen, davon gibt es inklusive der ehrenamtlichen Helfer 13 Stück, die die Kids pädagogisch betreuen, haben im sehr sozial ausgerichteten Kids Town ihre Aufgaben. Angela Sprink beispielsweise leitet die Bank — ein wichtiger Posten, sind die stadteigenen „Townies“ doch heiß begehrte Ware. Dem Vernehmen nach soll sogar Claudia Panke, im echten Leben Stadtchefin, neidisch gewesen sein, dass jeder Kidstowner einen Townie Begrüßungsgeld zum Einstieg bekommt. „Den hätte sie auch gerne für ihre Wülfrather“, war der Gerüchteküche zu entnehmen.

Oberinspektorin Hanaa, die den höchsten Posten bei der Kids-Town-Polizei einnimmt, jedenfalls musste bereits mehrfach aktiv eingreifen. „Da wurden einem Bürger Townies gestohlen“, berichtet Polizist Jan (9) aus dem Protokoll. Weil er aber „aufrichtig und emsig“ ist, war es ein Leichtes, den Schurken ratzfatz dingfest zu machen.

Entspannung finden die Kids-Town-Bewohner bei Exkursionen zum Schwimmen, wenn sie den Führerschein machen, in der Bibliothek oder in der Künstleragentur. Stolz wird die erste eigene Band mit Flöte, Schlagwerk, Klavier und Kontrabass präsentiert.

Auch neu: Die Radiostation. Dafür wurde Moderator Lukas (10) eigens bei Radio Neandertal im Crash-Kurs geschult.

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