Heiße Debatte um Winterdienst

Aus Sicht vieler Bürger ist in Velbert schlecht geräumt worden. Die Technischen Betriebe verwiesen beim SPD-Gespräch auf die extremen Schneefälle und warben um Verständnis.

Velbert. Der Schnee ist weg, das Thema Winterdienst aber längst noch nicht vom Tisch: Beim Bürgergespräch der SPD gab es noch einmal reichlich Kritik an den Technischen Betriebe (TBV). Geklagt wurde über die mangelhafte Räumung von Nebenstraßen (Räumkategorie 3), der Fußgängerzone in Velbert-Mitte und an neuralgischen Punkten wie Bushaltestellen und Kreuzungen.

Auf seine Mitarbeiter ließ TBV-Chef Ralph Güther indes nichts kommen. 70 bis 80 Leute seien täglich „an der Front“ gewesen, viele hätten im Dezember nicht einen freien Tag gehabt. Dass dennoch nicht alles optimal lief, räumte der für den Winterdienst zuständige TBV-Geschäftsbereichsleiter Bernhard Wieneck durchaus ein.

Die Ursache sieht er im teilweise extremen, andauernden Schneefall: „Wir müssen vorrangig Hauptverkehrsachsen und Straßen mit Busverkehr räumen. War man damit fertig, konnte man oft vorn wieder anfangen“, sagte Wieneck. Dadurch seien Straßen mit niedrigerer Priorität ins Hintertreffengeraten.

Als sich die TBV-Mitarbeiter ihnen endlich widmen konnte, waren sie teilweise schon derart vereist, dass die Räumschilde nichts mehr ausrichten konnten. Man werde darüber beraten, wie dem künftig besser begegnet werden kann, sagte Wieneck zu.

Ein Problem stellten für die Schneeräumer zudem die wegen der Schneemassen oft auf der Fahrbahn abgestellten Autos dar. Da hätte sich eine Bürgerin ein härteres Durchgreifen der Politessen gewünscht, andere wiederum forderten ob der Extremsituation mehr Toleranz der Ordnungshüter.

Massive Kritik übten mehrere Einzelhändler am Zustand der Fußgängerzone. Durch die schlechte Räumung hätten sie Umsatzeinbußen gehabt. So sei der Mittelstreifen der Friedrichstraße ständig vermatscht und die Fußgängerzone beispielsweise für Ältere nicht mehr begehbar gewesen.

Dazu werde man sich für die Zukunft etwas einfallen lassen müssen, räumte Güther ein. Im Winter 2005 hatte man den Schnee aus der Fußgängerzone abfahren lassen, was aber 40.000 Euro kostete. Eine Abfuhr des Schnees sei auch jetzt unter anderem an Bushaltestellen erfolgt, aus Kostengründen flächendeckend aber nicht machbar.

„Letztlich war es ein Wintereinbruch wie seit Jahrzehnten nicht mehr“, so Güther. Man werde über künftige Standards auch für Wetterextreme reden müssen, genauso aber auch über Kosten, wenn mehr Personal und Gerät gefordert werden. Da sei die Politik gefragt. „Wir müssen uns die Frage stellen, ob geräumte Straßen uns nicht einen Euro mehr pro Grundstücksmeter und Jahr wert sind“, griff SPD-Fraktionschef Wolfgang Werner dies auf.

Andere Faktoren lagen nicht in der Verantwortung der TBV — Beispiel Streusalz: 1.000 Tonnen wurden zu Winterbeginn eingelagert, aber schon am 9. Dezember erklärte der Lieferant plötzlich, dass man die Versorgung nicht gewährleisten könne. Um Lieferrückstände auszugleichen, wurden sogar zwei Lkw-Ladungen Meersalz aus Portugal geordert. Inzwischen beträgt der Vorrat wieder 400 Tonnen.

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