Frühlingsfest am Schepershof: Carla fit an der Töpferscheibe

Viele Besucher strömen durchs Windrather Tal auf den Schepershof.

Velbert-Neviges. Den Schepershof zu finden, war am Samstag kein Problem: Man musste nur dem Besucherstrom folgen, der sich schon am Vormittag durch das Windrather Tal ergoss. Etliche große und kleine Gäste nutzten das jährliche Frühlingsfest des Hofes, um sich über biologisch-dynamische Landwirtschaft zu informieren, Produkte des Betriebes zu probieren oder einfach nur Spaß zu haben.

Tobias Schlevogt ist seit dreieinhalb Jahres eines von fünf Mitgliedern der Betriebsgemeinschaft und Quereinsteiger. Nach 23 Jahren im Eventmanagement hat sich der 48-Jährige zum Käser ausbilden lassen und ist für die Milchpr/odukte aus der hofeigenen Käserei verantwortlich: „Immer mehr Menschen wollen gesunde Lebensmittel kaufen und auch sehen, wo die Produkte herkommen.“ Es gebe derzeit ein unglaubliches Interesse an Landwirtschaft, dem Landleben allgemein: „Letztlich profitieren wir von jedem Lebensmittelskandal“, so Schlevogt. So nutzen viele Gäste die Möglichkeit einer Hofführung. Im Hofladen herrscht reichlich Betrieb.

Auf dem Schepershof arbeite man nach den Grundsätzen Rudolf Steiners, um durch Nachhaltigkeit und einen geschlossenen Kreislauf auf Dauer unverfälschte und gesunde Erzeugnisse zu produzieren. „Geschlossener Kreislauf heißt, wir bauen unser eigenes Futter an, verwerten den eigenen Dung, produzieren eigenen Strom, verwenden das eigene Wasser und klären auch unser Abwasser selbst“, erläutert Schlevogt.

Neben einer breiten Palette von Lebensmitteln produziere der Hof mit Photovoltaik, Solarthermie für warmes Wasser, Holz aus dem eigenen Wald zum Heizen und Windenergie außerdem in der Summe mehr Energie als er verbraucht: „Wir wollen zeigen, dass man mit einem relativ überschaubaren Stück Land Menschen satt machen kann, ohne verbrannte Erde zu hinterlassen“, so der Windrather, der die konventionelle Landwirtschaft, wie sie heute weltweit praktiziert wird, für eine Sackgasse hält.

Trotz der wenig einladenden Temperaturen haben sich viele Besucher auf den Holzbänken niedergelassen, um Köstliches aus der hofeigenen Produktion zu genießen.

Unterdessen kommt auch der Nachwuchs nicht zu kurz. Eine lange Schlange wartet am Haltepunkt für die Rundfahrten, als Oliver Kornrumpf mit dem 80 PS starken John-Deere-Traktor vorfährt. Der Anhänger im Schlepptau ist mit Säcken voller Dinkelspelz ausgelegt und bietet Kindern und Erwachsenen ausreichend Platz für die Tour, die über die Wege hinter dem Hof bis zum Waldrand und wieder zurückführt.

Typisches Handwerk wie die Schmiede von Elmar Sabelberg gehört ebenfalls zum Programm. An der Töpferscheibe gleich neben dem Hofladen probiert die siebenjährige Carla, eine Schüssel zu formen. Der Fußschalter, mit dem sie die Scheibe zum Drehen bringt, erinnert an das Gaspedal eines Lkw. Mit ein bisschen Hilfe von Töpfermeisterin Andrea Horn entsteht aus dem unförmigen Klumpen Ton erst ein runder Klumpen, dann entwickelt sich zwischen den Fingern der Schülerin langsam ein Gefäß. Andrea Horn sieht sich als eine der letzten ihrer Art: „Es gibt so viel industriell gefertigte Ware, da stirbt ein altes Handwerk wie das Töpfern aus“, bedauert die Fachfrau aus Herbede.

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