Fröhliche Weihnachten op Platt

Vor allem humorvoll ging es beim mundartlichen Adventsstündchen des Heimatbundes zu.

Wülfrath. "Enkoupen om letzten Stip" - Einkaufen in letzter Minute, so heißt die Geschichte von Maria Dübbers, die sie beim Adventsstündchen des Heimatbundes vorträgt.

Denn wer kennt das nicht zur Weihnachtszeit. Statt Besinnlichkeit beherrscht der Einkaufsstress den vorweihnachtlichen Alltag. Der Christbaum, das Festtagsmahl und die Geschenke für die Lieben müssen besorgt werden.

Doch laut Dübbers ist das hauptsächlich die Sorge der Frauen. "Angesch es dat met den Herren der Schöpfong", erzählt Dübbers in niederdeutscher Mundart. Die Männer würden hingegen erst am Heiligen Abend die Geschenke besorgen, "nit ömsöß profetieren en paar Branchen ganz besongesch dovan: Juweliere on Parfümerien", so Dübbers.

Die Pleiten und Pannen rund um das Fest der Liebe sind das beliebteste Thema beim diesjährigen weihnachtlichen Adventsstündchen. Im Kaminzimmer des Niederbergischen Museums tragen die Besucher Gedichte und Geschichten in der Wülfrather und auch in anderen Mundarten vor. Bei Kerzenschein und Spekulatius geht es dabei mehr humorvoll denn besinnlich zu.

Besonders Hans Bohmhammel sorgte mit seiner Weihnachtsgeschichte von Barbara Noack, die er in Kölner Mundart übersetzte, für Lachen bei den Gästen. "Meine Mundart ist schon etwas holprig geworden - ich spreche sie einfach zu selten", entschuldigt sich Bohmhammel noch, bevor er eindrucksvoll und mitreißend von den weihnachtlichen Katastrophen einer einfachen Kölner Familie erzählt.

Auch Karl-Heinz und Reinalde Sander sorgen mit ihrer Interpretation eines Sketches von Loriot in mecklenburgischer Mundart für eine ausgelassene Stimmung. "Wat mak du do?", fragt die Ehefrau ihren Mann vehement, der eigentlich nur seine Ruhe haben möchte.

"Ick mög hier sittn." "Meine Frau ist in Mecklenburg aufgewachsen. Jetzt leben wir bereits seit 1961 in Wülfrath, aber ihre heimatliche Mundart beherrscht sie immer noch einwandfrei", sagt Karl-Heinz Sander.

Auch Nachdenkliches und Beiträge, die an alte Traditionen und Bräuche der Region erinnern, werden von den Besuchern beigesteuert. So tragen Willi Münch und Paul Hugo Kämmer Gedichte von Carl Schmachtenberg vor. Von der traditionellen Speise, der Hafergrütze, bis zu längst in Vergessenheit geratenen Kleidungsstücken, wie dem blauen Kittel, handeln die Gedichte des Wülfrathers.

Dass auch die Wülfrather Mundart und die vielen weiteren Nuancen des niederdeutschen Platt in Vergessenheit geraten könnten, darüber sorgt sich vor allem der erste Vorsitzende des Heimatbundes, Ralf-Robert Atteln. "Ich habe mit vielen Leuten aus anderen Städten und auch Lehrern über dieses Thema gesprochen, aber die Förderung der alten Mundarten gestaltet sich schwierig", berichtet Atteln.

"Viele Lehrer sind heute schon froh, wenn sie ihren Schülern zumindest fehlerfreies Hochdeutsch beibringen können, da ist das Nahelegen einer alten Mundart fast unmöglich." Nun will Atteln zumindest den Klang und Ton der Wülfrather Mundart aufzeichnen und konservieren, um sie für spätere Generationen zu erhalten.

Detlef Jankowski hat das Adventsstündchen genießen können, auch ohne die Mundart zu sprechen. "Ich kann sie aber verstehen. Zudem trifft man so viele Freunde hier, und ich komme schon alleine aufgrund meiner Heimatverbundenheit gerne", sagt Jankowski. "Na dann: Fröhleche Chreßdach".

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