Flüchtlingshilfe: Wo es noch hakt

Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese (SPD) hatte ein offenes Ohr für die Helfer der Inga. Neustes Angebot: ein zweites Flüchtlingscafé.

Flüchtlingshilfe: Wo es noch hakt
Foto: neuk

Wülfrath. Als Bundestagsabgeordnete befasst sich Kerstin Griese (SPD) in Berlin ständig mit der Frage, wie Flüchtlingsintegration laufen soll. Die Helfer der Inga erleben hingegen die alltägliche Praxis. Zwei Welten. Und so gab es als Griese jetzt im Rahmen ihrer Sommertour die Ehrenamtler im Awo-Haus an der Schulstraße besuchte einen für beide Seiten fruchtbaren Austausch.

„Beim täglichen Gang zu den Ämtern läuft nicht alles so, wie es soll“, konnte Christel Gruner-Olesen von der Flüchtlingsinitiative berichten. „Wir arbeiten mit Menschen“, erinnerte der Inga-Vorsitzende Paul Surminski und übte Kritik an der Zusammenarbeit mit der Ausländerbehörde.

Peter Zwilling von der Awo steuerte seinen Eindruck bei: „Die Gesetze sind das eine. Aber bei der Durchführung vor Ort wissen Viele einfach nicht, was sie machen.“ Er habe die Sorge, dass das Ehrenamt dies irgendwann nicht mehr auffedern kann. Die eingängige Meinung: Manchmal fehle bei den Ämtern die Sensibilität.

Haben sich die Asylbewerber einmal durch den ersten Behörden-Dschungel gekämpft, kommt für die Anerkannten die nächste Hürde. „Das Hauptproblem ist das Wohnen“, sagt Gruner-Olesen besorgt. Es gebe zu wenig geeigneten Wohnraum in Wülfrath. Kerstin Griese pflichtete bei, dass man zu lange versäumt habe, sich um den sozialen Wohnungsbau zu kümmern. „Darum investieren wir jetzt deutlich mehr“, sagt sie. Wichtig: Nicht nur für Flüchtlinge wird gebaut, sondern auch für alle anderen. Griese weiß, wie schwierig es ist, den Neuankömmlingen mit Investitionen und neuen Gesetzen das Leben zu erleichtern. Schnell keime sozialer Unfrieden auf. Viele konkreten Probleme der Helfer konnte Griese mit dem Verweis auf das gerade frisch beschlossene Integrationsgesetz zerstreuen. Die Ehrenamtler mussten immer wieder miterleben, wie Asylbewerbern der erste Schritt ins Arbeitsleben verwehrt wurde. In einem Fall durfte ein Flüchtling kein Praktikum machen, in einem anderen Fall keine Ausbildung, weil er über 21 war. „Diese Regelungen haben wir jetzt alles abgeschafft“, sagte die SPD-Politikerin.

Und dann gab es noch ein Lob für die Wülfrather und ihrer Flüchtlingsarbeit: „Das klappt hier außerordentlich gut. Andere Regionen haben deutlich mehr Probleme.“ Sie verwies auf den Osten Deutschlands, wo mancherorts soziale Verbände wie Awo oder SKFM einfach fehlen. Bedenklich, denn das Gespräch in Wülfrath machte wieder einmal deutlich: Ohne das Ehrenamt wird Integration nicht gelingen.

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