Flüchtlinge erproben ihre Talente

Flüchtlinge lernen bei den Werkstätten des Kreises die Holz- und Metallbearbeitung kennen.

Flüchtlinge erproben ihre Talente
Foto: Ulrich Bangert

Velbert. Recht erfolgreich ist das Projekt „PerjuF - Perspektiven für junge Flüchtlinge“ angelaufen. Die Awo Kreis Mettmann hatte die Werkstätten des Kreises Mettmann (WFB) angesprochen, ob in deren Einrichtungen junge Flüchtlinge auf die Arbeitswelt in Deutschland vorbereitet werden können. Inzwischen zeigt die Kooperation erste Früchte, erste Firmen sind daran interessiert, die jungen Männer einzustellen. Neben den eigenen Betrieben der Awo, wie der Großküche des Seniorenheim Haus Meiberg in Langenberg oder den Kindergärten, lernen die Flüchtlinge bei den WFB die Holz- und Metallbearbeitung kennen.

„Viele Betriebe suchen Auszubildende, da ist die Maßnahme sehr zielführend“, begründet Volker Werner das Engagement für die Flüchtlinge aus Marokko, Afghanistan, Irak und Guinea. Beeindruckt ist der Awo-Prokurist vom dem Fleiß, der Pünktlichkeit und der Zuverlässigkeit seiner Schützlinge: „Eigentlich alles gute deutsche Tugenden.“ Angeleitet werden sie durch Jolanta Kaminski: „Wenn sie am Anfang kommen, ist das eine Katastrophe, sie können gar nichts. Einige haben nur eine Koranschule besucht, kennen keine Mathematik, keine Naturwissenschaften. Aber ich bin erstaunt, wie schnell sie das draufhaben.“

Zwar besuchen die 18- bis 23-Jährigen nebenbei noch Deutschkurse, doch das wahre Leben lernen sie in dem viermonatigen Projekt kennen. „Wir übersetzen Deutschland“, bringt es Volker Werner auf den Punkt. „Bei Tätigkeit im Haus Meiberg haben sie Kontakt mit alten Menschen, die in ihren Heimatländer ausschließlich in Familien leben. In der Werkstatt treffen sie auf Menschen mit Behinderungen, die in den Herkunftsländer so gut wie nicht beschäftigt werden.“ Die Tatsache, dass in der Behindertenwerkstatt nicht so ein hohes Tempo vorgegeben wird, sieht Jolanta Kaminski als einen großen Vorteil an. „Es muss einfach vieles erläutert werden.“

Es versteht sich von selbst, dass keine Zeit bleibt, die Flüchtlinge mit anspruchsvollen Maschinen vertraut zu machen. Doch den Umgang mit Hobel, Säge und Hammer haben sie schnell drauf und fertigen Vogelhäuschen an, die von den Werkstätten im Internet vertrieben werden. „Die Jungs haben sich nach einigen Tagen problemlos integriert“, stellte Andreas Dühr, der Leiter der Schreinerei, fest. Bei den verschiedenen Tätigkeiten zeigt sich, wo welche Begabungen und Talente liegen. Der Marokkaner Mohamed Bourkaiba hat die Arbeitserprobung genossen. „Hauptsache, man macht etwas und muss nicht zuhause rumsitzen.“ So ganz nebenbei hat er gemerkt, dass Handwerk nicht so sein Ding ist. Er scheint seine Berufung auf einem anderen Gebiet gefunden zu haben - er möchte Erzieher werden. „Ist doch prima“, jubelt Volker Werner, „männliche Erzieher werden gebraucht. Dazu spricht er arabisch, französisch, englisch, einen lokalen Dialekt und jetzt bald auch deutsch, das ist fantastisch.“ Für Mohamed Diallo aus Guinea, der in der Heimat als Fliesenleger gearbeitet hatte, konnte die Awo eine Praktikumsstelle besorgen.

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