Flohmarkt zum Wohle der Stadtkasse

In der Zentralbibliothek wurden ausrangierte Bücher für kleines Geld verkauft — manche wurden sogar zu kleinen Kunstwerken.

Flohmarkt zum Wohle der Stadtkasse
Foto: Ulrich Bangert

Velbert. Alessia-Sophie drückt eine letzte Eule mit Klebstoff aufs blaue Papier: „Jetzt ist die Grußkarte für Oma Susanne fertig, die im August Geburtstag hat“, freut sich die Neunjährige. Ihre kleine Schwester Anna-Melina zeigt stolz ein Mobile vor, ebenfalls mit Eulen gestaltet. „Wir sind heute ein bisschen eulenlastig, die finde ich so süß“, verrät Anja Bley, die erneut die Bastelaktion nach dem Sommerflohmarkt in der Zentralbibliothek begleitet hatte.

„Upcycling“ nennt sich die Verwertung von Büchern, in denen keiner mehr blättern möchte. Aus ausrangierten Schmökern oder Bildbänden werden so Lesezeichen, Briefumschläge oder originelle Geschenkverpackungen. Auf den Basteltisch der Bücherei werden aber nur Bücher zerschnitten, die absolut niemand mehr haben möchte.

Zuvor wurden Zeitschriften und Bücher auf einer Sonderfläche zum Verkauf angeboten, zu Preisen zwischen 20 Cent und zwei Euro. „In den Flohmarkt werden die Bücher dann gegeben, wenn sie durch Neuauflagen ersetzt werden, dazu kommen verschlissene Exemplare oder Ladenhüter, die keiner ausleihen möchte.“ Wer darüber hinaus auf der Suche nach Schnäppchen ist, kann auch in der Nevigeser Stadtteilbücherei an der Elberfelder Straße fündig werden. „Da haben wir auch einen ständigen Flohmarkt, der ist natürlich nicht so groß.“

Die Resonanz des großen Sommerflohmarktes war gut. „Das ist Einiges bei rumgekommen“, freut sich die Büchereimitarbeiterin, „den Erlös investieren wir in Neuanschaffungen.“ Angesichts des schrumpfenden Etats, sind die Bibliothekarinnen froh über das zusätzliche Geld. „Wir konnten mal für 120 000 Euro im Jahr neue Medien anschaffen, dann ging es runter auf 70 000 Euro, jetzt liegen wir bei 80 000 Euro“, sagt Anja Bley über die Folgen der städtischen Haushaltskrise. „Da kommen die Einnahmen aus dem Flohmarkt gerade recht. Die Kolleginnen aus den verschiedenen Bereichen schlagen vor, was neu gekauft werden soll.“

Anja Bley ist dabei neben dem digitalen Bereich für Romane zuständig und hat in ihrer langen Berufstätigkeit erfahren, dass die Velberter im Sommer mehr Liebesromane lesen, im Winter sind Krimis und Thrillers beliebter. „Es liegt auf der Hand, dass im Sommer Garten- und Grillbücher besonders begehrt sind. Filme dagegen sind in dieser Jahreszeit nicht so gefragt.“ Die Hörbücher, die immer gerne genommen werden, finden in der Ferienzeit noch mehr Liebhaber. „Die werden im Auto auf der langen Fahrt in den Urlaub abgespielt.“ Immer wieder kommen die Büchereinutzer mit ausgefallenen Wünschen: „Eine Dame suchte ein Schnittmuster für ein Flamenco-Kostüm. Damit konnten wir nicht dienen.“ Häufig ist die Stadtbibliothek die erste Anlaufstelle für Schüler, die ein Referat schreiben müssen. „Einmal kam ein Kind, das suchte Literatur, um folgende Frage zu beantworten: Die Kuh trinkt Wasser, raus kommt Milch — wie kommt das?“

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