Feuerwehr erreicht Schutzziele nicht

Die Helfer in Wülfrath sind wegen Personalmangels im Notfall zu langsam. Eine deutliche Aufstockung ist unvermeidlich.

Feuerwehr erreicht Schutzziele nicht
Foto: Simone Bahrmann

Wülfrath. Kann Wülfrath im Notfall die bundesweit festgelegten Brandschutzziele erreichen? Die Antwort von Matthias Mausbach, stellvertretender Leiter der freiwilligen Feuerwehr Wülfrath, ist ernüchternd: „Nein.“ Der von Experten geforderte Standard gibt vor, dass acht Minuten nach einem Feueralarm zehn Kräfte den Einsatzort erreicht haben müssen. Dauert das länger, sinkt die Wahrscheinlichkeit, Menschen erfolgreich zu retten, signifikant. „Wir haben in Wülfrath das selbstgesetzte Ziel von zehn Minuten“, berichtet Matthias Mausbach. Mehr sei angesichts der Personalsituation nicht drin.

Ob das die Aufsichtsbehörden zufriedenstellt? Das wird sich in den kommenden Wochen zeigen, denn der Entwurf eines aktualisierten Brandschutzbedarfsplans wird derzeit in der Stadtverwaltung beraten und in Kürze Kreis und Bezirksregierung vorgelegt. Es deutet sich an, dass in der Konsequenz das hauptamtliche Personal in Wülfrath aufgestockt werden muss.

Wülfrath ist die einzige Stadt des Kreises, die dank einer Ausnahmegenehmigung ohne hauptamtliche Feuerwehr auskommt. Nach dem vorangegangenen Brandschutzbedarfsplan 2010 zeigte sich jedoch: Die Zahl der Freiwilligen reicht für das Erreichen der Brandschutzziele nicht aus. Damals stellte die Stadt fünf Gerätewarte fest ein, zwei weitere sollen noch folgen. Warum keine hauptamtlichen Feuerwehrmänner? Ein Gerätewart ist kein Beamter und kommt die Kommune deutlich günstiger.

Doch der jetzige Stand — 85 Freiwillige und demnächst sieben Gerätewarte — wird nicht ausreichen. „Um die Brandschutzziele zu erreichen, bräuchten wir die doppelte Anzahl an Gerätewarten“, sagt Mausbach. Das habe das aktuelle Gutachten ergeben, das die Grundlage für den Brandschutzbedarfsplan schaffen wird, den am Ende der Rat abschließend abnicken muss.

Die finanziellen Auswirkungen für den Haushalt könnten drastisch ausfallen. „Sicherheit kostet Geld“, weiß Kämmerer Rainer Ritsche. In dem kalkulierten Zuschussbedarf von rund 900 000 Euro für die Feuerwehr im Haushaltsplanentwurf 2016 sind laut Ritsche noch keine zusätzlichen Personalkosten enthalten, die sich möglicherweise als Folge aus dem Brandschutzbedarfsplan 2015 ergeben werden. Hier besteht also Potenzial, dass sich der anvisierte Jahresfehlbetrag von 674 720 Euro noch ausweitet.

Inwieweit, das hängt auch entscheidend davon ab, welche Konsequenzen jetzt gezogen werden. Matthias Mausbach glaubt schon, dass bei den Aufsichtsbehörden angesichts des Spezialkonstrukts der Stadt eine heikle Frage auftauchen könnte: „Braucht Wülfrath nicht auch eine hauptamtliche Wache?“

Kämmerer Ritsche hofft nicht, dass es so weit kommen wird. Er erinnert daran, dass viele Städte die Schutzziele nicht erreichen: „Wir befinden uns ja in guter Gesellschaft.“ Nach Recherchen des ARD-Magazins „plusminus“ halten mindestens 30 der 75 deutschen Großstädte die Schutzziele nicht ein. Beispiele: In weniger als 90 Prozent der Fälle sind etwa Düsseldorf und Wuppertal rechnerisch in der Lage, innerhalb von acht Minuten am Ziel zu sein. Der unmittelbare Nachbar Velbert hingegen schafft das nach eigenen Berechnungen.

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