Ein Wülfrather mit spitzer Feder

Willi Münch nimmt den Neandertaler und sein Leben auf die Schippe.

Ein Wülfrather mit spitzer Feder
Foto: D. Janicki

Wülfrath. Er hat es wieder getan! Obwohl, eigentlich hat er nie damit aufgehört. Nur dass wir eben nicht alles immer zu Gesicht bekommen, was Willi Münch aufs Papier bringt. Diesmal ist es der Neandertaler — inspiriert von dem Gedanken, dass wir ja nun alle Neanderland sind. Langweilig? Schon gefühlte tausend Mal irgendwo gesehen? Keineswegs! Denn wenn der ehemalige Wülfrather Kulturamtsleiter ans Werk geht, darf es ruhig auch schon mal deftig werden.

Da wird in der Höhle gebechert, was das Zeug hält. „Das haben dort später auch noch die Düsseldorfer Maler gemacht“, bemüht Willi Münch die neuere Geschichte, die ihn offensichtlich inspiriert hat. Obwohl er das eigentlich gar nicht braucht, weil ihm Vieles einfach so zufliegt.

Willi Münch, Karikaturist

Humor müsse man dafür schon haben, sagt Münch, der seine ersten kreativen Ausflüge noch unter der Anleitung von Eduard Dollerschell gemacht hat. Die Witwe des renommierten Malers sei es auch gewesen, die ihm später gesagt habe: „Willi, mal doch mal Karikaturen.“ Einige Jahrzehnte sind seither vergangen — und Willi Münch malt immer noch.

Anfangs waren es noch Schwarz-Weiß-Zeichnungen, mittlerweile ist die Farbe hinzugekommen. So lässt er diesmal eine blondierte Dame auf einem Stuhl sitzen, umgeben von einem blauen Teppich mit grauer Katze. Ihr gegenüber: Die nackte Rückansicht eines behaarten Neandertalers, der beim Wolleaufrollen hilft. Erotikfaktor: Es geht so. Der Neandertaler als Unterhalter einsamer Damen? Auf die Idee muss man erstmal kommen. Womöglich wünscht sich ja so manche Frau einen echten Kerl im Haus, der auch mal mit anpackt. Aber beim Wolleaufwickeln?

Leicht schlüpfrig kommen auch die „Damen aus Düsseldorf“ daher, die leicht bekleidet darum bitten, in der Neanderhöhle arbeiten zu dürfen. Als was? Da sind der Fantasie wohl keine Grenzen gesetzt. „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt“, lautet der lapidare Kommentar des Karikaturisten. Übrigens: Nicht immer ist die Sache mit den Karikaturen glimpflich ausgegangen für Willi Münch. „Es gab auch schon mal Ärger“, erinnert er sich an Gregor Gysi, den er damals mit spitzer Feder durch Wülfrath trieb.

Gysi war nach der Wiedervereinigung von Klaus H. Jann nach Wülfrath eingeladen worden. Die Münch-Karikatur schlug hohe Wellen. Der Künstler machte dennoch weiter — wenn auch mit weniger öffentlichem Rauschen im Blätterwald. So entstand unter anderem ein kurzer Abriss der Heimatgeschichte mit fröhlichen augenzwinkernden Bildern im Kontrast zur ehemals harten Realität.

Als ihm kürzlich zu Ohren kam, dass in Düssel ein Wildschwein sein Unwesen treiben soll, war sie wieder geweckt, die unbändige Lust am Zeichnen. Wir dürfen also gespannt sein, was Willi Münch noch so alles einfällt.

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