Ein Semester in einer anderen Welt

Daniela Gargan (22) aus Wülfrath erlebte das Schulleben in Ghana — auch von den unschönen Seiten.

Ein Semester in einer anderen Welt
Foto: privat

Viele junge Leute zieht es im Studium in andere Länder. Die wenigsten besuchen gleich eine andere Welt. Doch Daniela Gargan aus Wülfrath war so mutig und kümmerte sich vier Monate lang um Kinder in einer Grundschule in Ghana. Eine Grenzerfahrung.

„Die Menschen tragen dort alles auf dem Kopf, die Straßen sind voller Löcher, überall stehen Stände und man hat den Eindruck, es gibt dort mehr Taxis als Menschen“, erinnert sich die 22-jährige Sozialpädagogik-Studentin an den Schwall der ersten Eindrücke. Gargans Weg führte sie von der Hauptstadt Accra in den Vorort Teshie, wo sie bei einer Gastfamilie unterkam und die dortige Schule besuchte.

Daniela Gargan

Als Sozialpädagogin lag ihr Fokus dabei besonders auf dem Lehrpersonal vor Ort. „Ich wollte, dass es den Kindern gut geht, daher musste ich bei den Lehrern anfangen“, sagt sie. Ihr fielen bei ihrem Besuch deutliche Missstände auf. In Ghana seien sehr viele Grundschulen privatisiert und nur wer Geld habe, könne die Bildung seines Kindes absichern. Gargan bemerkte schnell: „Wenn die Eltern mit einer Zahlung im Rückstand sind, wird das an den Kindern ausgelassen.“ Auch mit körperlicher Gewalt. „Da wird noch mit dem Stock geschlagen“, berichtet die 22-Jährige. „Leider konnte ich daran nichts ändern.“

Während die Kinder über die Versorgung in der Schule froh sind, ist das Essen für westliche Geschmäcker eintönig: Reis, Hühnchen, Fisch, Kochbananen — aus einer Variation dieser Bestandteile setze sich fast jede Mahlzeit zusammen. Kein Wunder, dass Gargan sich bei Gelegenheit gerne in die Oxford-Street in der Hauptstadt flüchtete. Dort gehe es sehr westlich zu und jegliche Fastfood-Gelüste ließen sich dort befriedigen. „Ich habe mich in Accra auch oft mit einer Freundin treffen können, die ich über Facebook kennengelernt hatte.“

Angst hatte Gargan, die schon immer mal Afrika besuchen wollte, nach eigener Aussage nie. Nicht beim Fußweg zur Schule und auch nicht bei ihrer einwöchigen Bustour durch den Rest des Landes. „Ich hatte zwar einen Kumpel aus Ghana dabei, ich hätte die Reise aber auch alleine gemacht“, sagt die toughe Wülfratherin. Ihr Vater Klaus Gargan (62) sah das von Deutschland aus weniger gelassen: „Ich war froh, als sie wieder da war.“

Wovor sich die Studentin nicht schützen konnte, waren die zahlreichen Avancen der Ghanaer. „Die Taxifahrer wollten immer direkt meine Handynummer haben“, lacht Gargan.

Ihre Reise nach Ghana hat sie nie bereut. „Ich kann nur jedem empfehlen, den Schritt zu wagen und ins Ausland zu gehen“, sagt Gargan nach ihrem gelungenen Abenteuer. Man sehe neue Dinge und entwickele sich weiter. Für die Wülfratherin steht nach dem Studium wahrscheinlich ein Praktikum beim Radio an, weil sie die Richtung Medienpädagogik einschlagen will. Wieder etwas ganz anderes. Die 22-Jährige scheint einen Hang zum Neuen zu haben. Sie sagt: „Ich versuche eben, alles auszuprobieren.“

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