Drogerie-Überfall: Ratinger zu sechs Jahren Knast verurteilt

Ratingen/Düsseldorf. Es ging alles ganz schnell: Innerhalb von 40 Sekunden überfiel der Ratinger die Filiale einer Drogeriemarktkette, forderte mit vorgehaltener Gaspistole die Kassiererin auf, 1000 Euro in einen Stoffbeutel zu stopfen und verließ mit den Worten "Nicht nachlaufen!

" den Laden.

Noch ehe die Kassierin um Hilfe rufen konnte, nahmen zwei Kriminalbeamte den maskierten 41-Jährigen in Empfang. Sie hatten die Filiale observiert, weil sie nach drei ähnlichen Überfällen vermuteten, der Täter könnte sich nun diesen Laden vornehmen.

Am Freitag wurde der Mann wegen besonders schwerer räuberischer Erpressung vom Landgericht Düsseldorf zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren rechtskräftig verurteilt. Nach einem Jahr Haft soll er in eine Entziehungsanstalt übergeben werden. Ob der Mann auch für die anderen Überfälle verantwortlich gemacht werden kann, ist jedoch noch unklar.

Der Ratinger stand während der Tat unter dem Einfluss von Heroin, Kokain und Tabletten. Mit dem erbeuteten Geld hatte er nach Düsseldorf fahren wollen, um sich am Hauptbahnhof weitere Drogen zu besorgen. Rund 100 Euro gab er zuletzt für seinen täglichen Bedarf aus.

Das Vorstrafenregister ist lang: 18 Mal ist der Mann seit seinem 14. Lebensjahr auffällig geworden. Die Familienverhältnisse sind zerrüttet: Mit sieben Jahren gab seine Mutter ihn wegen Überforderung in ein Kinderheim, mit 13 Jahren schnüffelte er regelmäßig Kleber. Seit 1992 ist der Mann schwer heroinsüchtig, unterbrochen wurde sein Konsum lediglich durch Haftstrafen.

Der Gutachter schilderte den 41-Jährigen als einen trotz seiner schlechten Schulbildung intelligenten und reflektierenden Menschen, dessen Persönlichkeit wesentlich von der Drogensucht bestimmt werde: "Er war seit dem Kindesalter jemand, der ein Randgruppendasein geführt hat und nie gelernt hat, wie ein normales Leben ohne Diebstähle ablaufen kann."

Die Verurteilung zu einer Haftstrafe mit anschließendem Maßregelvollzug versteht der Vorsitzende Richter als Chance: "Vielleicht werden Sie irgendwann sagen, dass es ein Glück war, dass ich gefasst und verurteilt wurde." Wenn der Mann den Entzug durchhält, könnten drei der sechs Jahre Haft zur Bewährung ausgesetzt werden.

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