„Die Sekundarschule hat einen verbrannten Namen“

Trotz genügend Anmeldungen kämpft die Schule mit Vorurteilen.

„Die Sekundarschule hat einen verbrannten Namen“
Foto: Dietrich Janicki

Es ist wie von Schulleiter Heiko Mavius erwartet: 61 Schüler sind für das neue Schuljahr 2015/16 angemeldet. Das reicht für drei Eingangsklassen ins 5. Schuljahr an Wülfraths jüngster Schule. Doch auch wenn die Zahlen stimmen, gibt es um die neue Sekundarschule immer wieder Diskussionen.

Heiko Mavius, Schulleiter Sekundarschule

Zwar klappe die Zusammenarbeit der auslaufenden Real- mit der Sekundarschule, Lehrer, Eltern und Schüler arbeiteten gut zusammen, sagt der Realschulleiter Frieder Winterberg. „Wir sind gefühlt eine Schulgemeinde“, sagt Mavius. Doch sieht der Pädagoge grundsätzliche Probleme des Images einer Sekundarschule, die auch in Wülfrath zu erkennen seien.

Viele Eltern wollen ihre Kinder mit aller Macht aufs Gymnasium schicken. Wenn das die Grundschule aber nicht empfiehlt, „wollen manche Eltern mit dem Kopf durch die Wand“, sagte der Leiter des Gymnasiums, Joachim Busch. Alle drei Schulleiter bemühten sich, zum Wohl der Kinder gerecht bei den Gesprächen mit den Eltern zu beraten, aber: „Eine Hauptschul- oder Realschulempfehlung enttäuscht viele Eltern massiv. Die Sekundarschule, die nach dem Auslaufen der Realschule in den nächsten Jahren die Schulform neben dem Gymnasium in Wülfrath sein wird, „hat dann oft einen verbrannten Namen“, sagt Mavius.

Aus dem Grund appellierte Winterberg jüngst im Schulausschuss an die Lehrer in den Grundschulen, umfassend und besser zu beraten, denn: „Das Gymnasium braucht eine starke Sekundarschule.“ Doch die Probleme der Sekundarschule sind systembedingt, sagt Mavius. Sie mache da Sinn, wo eine Gesamtschule wegen zu weniger Kinder und zu geringer Infrastruktur nicht eingerichtet werden könne. So könnten beispielsweise in Wülfrath die Schüler je nach Grundschul-Empfehlung auf die jeweilige Schule gehen. Aber: „Die Eltern haben Angst vor der Hauptschule“, sagt er. Viele sagten: „Das Beste ist der höchste Abschluss.“ Doch das stimme nicht, verteidigt Mavius die Empfehlungen der Schulleiter, die Kinder auf die Schule zu schicken, die den Schülern gerecht wird — und nicht dem Anspruchsdenken des höchsten Abschlusses.

Dabei wirbt Mavius für die vielen Möglichkeiten der Sekundarschule. Es gebe keinen Unterricht, der sich an den Leistungskriterien der Hauptschule orientiere. Das sei ein Irrglauben vieler Eltern. Die Schule kümmere sich um die Besonderheit des Kindes und fördere dessen Können und Talente. Dazu gehöre, dass die Sekundarschule leistungsstarken Schülern ebenso gymnasiumsfähigen Unterricht anbieten kann wie ein „normales“ Gymnasium.

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