Die Hürde für die Ehrenamtlichen

Der Straßenkarneval auf Tönisheide fällt aus. Die KG Zylinderköpp wirft der Stadt vor, Absprachen nicht einzuhalten. Der Verein sollte kurzfristig zehn weitere Ordner und zehn Absperrschranken stellen.

Die Hürde für die Ehrenamtlichen
Foto: dpa

Neviges. Der Spaß an der Freud’ zeichnet normalerweise den Karneval aus. Doch den Narren auf Tönisheide und ihren vielen Nevigeser Freunden ist das Lachen gründlich vergangen. Für sie bleibt der Sessionshöhepunkt aus. Wie berichtet, hat die KG Zylinderköpp den 45. Familienumzug samt Karnevalsparty auf dem Kirchplatz für den Tulpensonntag, 26. Februar, abgesagt. Die WZ hat vom Vorsitzenden Carl-Frank Fügler erfahren, warum sich das etwa 15-köpfige Organisationsteam dazu gezwungen sah.

„Wir fühlen uns schlichtweg von der Stadt veräppelt“, sagt Fügler mit Blick auf die nach dem Terroranschlag von Berlin geforderten Sicherheitsmaßnahmen für den Straßenkarneval. Die organisatorischen und haftungsrechtlichen Probleme trieben den Zylinderköpp-Chef schon im Januar im Gespräch mit dieser Zeitung um. Nach der Veröffentlichung gab es ein Gespräch zwischen den Karnevalisten und der Stadtspitze. „Es war ausgemacht, dass die Technischen Betriebe Velbert komplett die mobilen Sperren mit schweren Müllwagen gewährleisten. Wenn diese noch zusätzlich durch Absperrschranken gesichert werden müssen, ist das auch Sache der TBV“, sagt Fügler.

Erst auf Nachfrage bei der Stadt erfuhr die KG am Dienstag, dass die Sache im Rathaus anders bewertet wird. „Uns wurde mitgeteilt, dass die TBV nur über ausreichend Schranken für den Velberter Zug verfügen und diese bereits am Freitag ins Zentrum transportiert würden. Sperren für die Ortsteile Fehlanzeige“, so Fügler. Auf Vorschläge der Karnevalisten zur Umverteilung des vorhandenen Sperrmaterials auf Langenberg und Tönisheide am 24. Februar mit Übernahme am 26. Februar nach Velbert habe es keine Reaktion gegeben.

Wie viele Sperrschranken für Tönisheide benötigt werden, wusste Fügler am Dienstag noch nicht genau. Das ging erst aus dem am Mittwoch zugestellten Sperrplan hervor. „Demnach sollten wir zehn Absperrungen mit je einem Posten in Warnweste stellen, der die Barrieren platziert und sie bei Rettungseinsätzen sowie nach Zugende auch wieder zur Seite zieht“, erklärt Fügler.

Noch am Mittwochmittag startete die 52 Mitglieder zählende KG auch über Facebook die Suche nach „mutigen und nüchternen Helfern“. Doch nur zwei Nevigeser und ein Langenberger meldeten sich. „Als wir jeweils erklärten, dass für das Ehrenamt vor der Schranke kein Versicherungsschutz besteht, hatten sie schnell ein ungutes Gefühl“, sagt Fügler. „Das Ganze ist mir so einfach zu heiß“, fügt der Verantwortliche hinzu.

Am Donnerstag informierten der KG-Vorstand und Zugleiter Detlef Lemberg in aller Frühe die Stadt darüber, dass sie angesichts der abermals ausgeweiteten Anforderungen „die Brocken hinwerfen“.

Mit ihrem Wagen wollen sich die Zylinderköpp auch nicht wie gewohnt dem Velberter Rosenmontagszug anschließen. „Zugleiter und CDU-Ratsherr Michael Schmidt hat uns zwar angeboten, aus dem Karnevals- einen Krawallwagen zu machen, indem wir ihn für den närrischen Protest nutzen. Wir hoffen aber darauf, dass wir besser vorbereitet von 2018 bis 2088 wieder so ziehen können, wie in den vergangenen 44 Jahren“, sagt Fügler.

Und das sagt die Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach zur Absage des Tönisheider Straßenkarnevals: „Ich möchte betonen, dass es keine überzogenen und nicht leistbare zusätzliche Auflagen gibt. Die KG Zylinderköpp kann folglich den Zug ohne zusätzliche Kosten durchführen. Für die Veranstaltung auf dem Kirchplatz wurden seitens der Ordnungsbehörde keine zusätzlichen Auflagen gefordert. Sie kann ebenfalls stattfinden“, reagierte er mit Unverständnis. Blißenbach versicherte, dass die TBV nur Müll- und keine Räumfahrzeuge als mobile Barrieren zur Verfügung stellt. Ein Zugausfall wegen des etwaigen Winterdiensteinsatzes sei somit eher unwahrscheinlich.

Zu weitergehenden Fragen der WZ zu den von der KG Zylinderköpp angesprochenen Problemen wollte sich die Verwaltung gestern nicht äußern.

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