Die erste Kirchmeisterin in Düssel

450 Jahre hat es gedauert, bis mit Sigrid Marschall nun eine Frau das Ehrenamt in der evangelischen Gemeinde Düssel übernommen hat.

Die erste Kirchmeisterin in Düssel
Foto: S. Bahrmann

Es gibt Dinge, die ziehen sich hin und es gibt Dinge, die dauern so richtig lange. Zu Letzteren zählen die 450 Jahre, die es gedauert hat, bis die evangelische Gemeinde Düssel eine Frau als Kirchmeisterin bekommen hat. Sigrid Marschall heißt sie und hat ihr Ehrenamt gerade angetreten.

Jochen Lütgendorf, Pfarrer evangelische Gemeinde Düssel

Wie kommt man zu einer solchen Position und was ist überhaupt damit verbunden? „Ich bin seit 2004 Mitglied im Presbyterium“, erzählt die 59-Jährige, die es vor 20 Jahren von Norddeutschland aus ins Bergische verschlagen hat. Als ihr Vorgänger aus Altersgründen ausgeschieden war, suchte die Gemeinde einen neuen Kirchmeister. „Wir waren auf sie aufmerksam geworden, weil sie sich so engagiert“, sagt Pfarrer Jochen Lütgendorf. Es folgten Gespräche, an deren Ende Sigrid Marschall das Amt bekam.

Die neue Kirchmeisterin ist vielen der 2500 Gemeindeglieder bekannt, weil sie den Internet-Auftritt pflegt und für den Gemeindebrief zuständig ist. „Ich habe die Stunden noch nie gezählt, aber es kommt einiges zusammen“, lacht sie. Irgendwie sei sie jeden Tag mit kirchlichen Dingen beschäftigt. Neben der Arbeit in der Gemeinde ist sie auch beim Kirchenkreis engagiert. „Insofern ist es jetzt auch nicht unbedingt viel mehr Arbeit. Sie wird nur noch verantwortungsvoller“, sagt Jochen Lütgendorf.

Als Kirchmeisterin wird Marschall für Fragen der Diakonie zuständig sein — beispielsweise wenn mal schnell Geld beschafft werden muss, weil vielleicht eine Familie die 300 Euro für eine Ferienmaßnahme ihrer Kinder nicht bezahlen kann.

Ganz wichtige Aufgabe ist auch das Treffen von Eilentscheidungen zwischen den Sitzungen des Presbyteriums. „Wenn etwa mitten im Winter die Heizung in der Kirche kaputt geht, muss ja schnell für Abhilfe gesorgt werden“, so der Geistliche. Natürlich müsse das Presbyterium die Entscheidung hinterher noch bestätigen.

Einige Eilentscheidungen hat Sigrid Marschall auch schon treffen müssen, außerdem war sie schon als Vertreterin der Gemeinde in einer Nachlass-Angelegenheit bei Gericht. Für sie kein Problem. „Schwieriger würde es, wenn wir Personal abbauen müssten“, sagt sie und Jochen Lütgendorf erinnert an die Aufgabe des evangelischen Kindergartens vor einigen Jahren. „Aber es macht mir richtig Spaß, mich zu engagieren“, sagt sie.

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