Demografischer Wandel: Stadt stellt sich der Herausforderung

Die Zahl der Einwohner könnte bis 2030 um 12,5 Prozent sinken. Das soll verhindert werden.

Wülfrath. Eine ernüchternde Prognose liefert der Bericht zur demografischen Entwicklung der Bertelsmann-Stiftung: Bis 2030 soll sich die Einwohnerzahl Wülfraths um 12,5 Prozent verringern.

Im Vergleich zur Gesamtentwicklung des Kreises Mettmann eine alarmierende Zahl — im Kreis wird mit einem Rückgang von „nur“ 8,9 Prozent gerechnet.

Momentan leben in Wülfrath noch 21 420 Menschen. Laut Studie soll die Bevölkerung nicht nur schrumpfen, sondern auch altern. Beträgt das Durchschnittsalter heute 44,9 Jahre, so soll es bis 2030 auf 50,7 Jahre ansteigen. Wie wollen Verwaltung, Politik und soziale Einrichtungen auf diesen Wandel reagieren?

Anfang des Jahres hatte die Stadt zu Demografie-Workshops eingeladen. Im April verabschiedete der Rat einen Maßnahmenkatalog mit strategischen Zielen. Unter dem Titel „Schrumpfung gestalten und aktiv gegensteuern“ wurden fünf Felder festgelegt: Infrastruktur und Stadtplanung, Wirtschaftsförderung, Familie und Senioren, Bildung sowie Kultur, Tourismus und Sport.

Da die Bertelsmann-Studie Wülfrath im Jahr 2030 unter 18 000 Einwohnern sieht, setzte die Verwaltung eine Marke von 20 000.

Laut dem Ersten Beigeordneten Rainer Ritsche sollen am 14. und 15. November weitere Gespräche zwischen Führungskräften der Verwaltung stattfinden, um bisherige Erkenntnisse auf Einzelbereiche herunterzubrechen.

„Wir müssen die Stadt attraktiver machen und junge Familien anlocken. Wülfrath soll keine Seniorenstadt werden“, sagt Ritsche. Strategie solle es sein, die Vorteile Wülfraths zu bewerben. Die Lage „im Grünen“, die schnelle Anbindung zu Großstädten oder das attraktive Schulangebot.

Allerdings sagt Ritsche auch: „Die Lebensqualität in der Stadt muss sich im Haushalt widerspiegeln.“ Sein Problem als Kämmerer ist der Widerspruch von sinkenden Steuereinnahmen und Kosten für Infrastruktur und Einrichtungen. „Die Struktur, die für ein Wachstum geplant wurde, schrumpft nicht mit. Die Frage ist, bis zu welchem Punkt Schulen, Straßenausbauten oder Schwimmbäder aufrecht erhalten werden können“, sagt Ritsche.

„Klein aber fein“ soll die Zukunft Wülfraths laut Planungsamtsleiterin Christiane Singh aussehen. „Wir sind an einem Wendepunkt. Früher wurde vergrößert — jetzt müssen wir ans Verkleinern denken“, sagt sie.

Bevor Außenbereiche bebaut werden, solle das Zentrum unter die Lupe genommen werden. Zukunftsfähig heiße auch immer barrierefrei. Ein Baulückenkataster soll bei der Ausweisung neuer Bauflächen im Zentrum helfen, im kommenden Jahr ist eine Wohnraumanalyse angedacht.

Auch die Bergische Diakonie als größter Arbeitgeber im sozialen Bereich beobachtet die gesellschaftliche Entwicklung. Rund 400 Wülfrather betreut die Einrichtung. Die Zukunft der Betreuung werde flexibler, ist sich Pressesprecherin Sabine Kall sicher: „Wir müssen schauen, welches Angebot für welche Menschen nötig ist.“ Mischformen wie Tagespflege seien gefragt. Der Bau neuer Seniorenwohnheime ist in nächster Zeit nicht geplant.

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