Branschutz: Sicherheit fühlt sich anders an

Der Schlingerkurs bei der personellen Besetzung der Feuerwehr geht in eine weitere Runde.

Wülfrath. Gerätewarte, hauptamtliche Feuerwehrleute, Feuerwehr-Azubis und nun doch wieder Gerätewarte: Der Kurs der Stadt Wülfrath, wie sie den Brandschutz und die damit verbundenen Hilfsfristen einhalten will, ist ein Schlingerkurs. Und der ist alles andere als vertrauenserweckend. Was im März noch als „die“ Lösung galt, wird jetzt mit Trauermine zurückgezogen. Die nun beschlossene Lösung ist eine auf Zeit — und bietet wieder Konfliktpotenzial. Die Fehler, die 2011 gemacht wurden, sind damit längst nicht verheilt.

Die Ausgangslage: Die Wehr hat deutliche Vorgaben, wie schnell sie im Brandfall vor Ort sein muss; die sogenannten Hilfsfristen. Die besagen, wie viele Kräfte zu welchem Zeitpunkt, am Einsatzort sein müssen. In Wülfrath wurde es in der Vergangenheit immer schwerer, diese Fristen einzuhalten. Die Ursache: Immer weniger Feuerwehrleute arbeiten in Wülfrath, nicht alle Arbeitgeber stellen sie während der Dienstzeit frei. Werktags zwischen 7 und 17 Uhr wurde gerade noch in 52 Prozent der Fälle die erste Hilfsfrist eingehalten.

Zwei Lösungen prüfte die Stadt, um diese Situation zu verbessern: eine Kooperation mit der Berufswehr Velbert und die Einführung von Gerätewarten. Der Rat entschied sich für die zweite Variante. Fünf Gerätewarte wurden befristet eingestellt. Sie sind Teil des aktuell gültigen Brandschutzbedarfsplanes. Und das ist das Problem: Während der neue Plan erst 2014 beschlossen wird, laufen die Verträge der Gerätewarte Ende Juni 2013 aus. Das Problem, vor dem die Stadt jetzt steht, ist hausgemacht.

Mit einer komplett neuen Lösung wollte sich die Stadt retten: Im März sprach sich der Rat mehrheitlich für die Einstellung von drei Feuerwehr-Anwärten und zwei Feuerwehr-Beamten aus. Was die Stadt nicht beachtete und somit der Politik auch nicht zur Hand gab: Feuerwehr-Azubis sind gar nicht die ganze Zeit vor Ort, können somit nicht ständig einsetzbar sein. Und: Die geplante A7-Vergütung für die Beamten ist so wenig interessant, „dass die Briefkästen leer bleiben, sich niemand bewerben wird“, wie Kreisbrandmeister Lenatz mit einem Lächeln im Rat erklärte.

Die Verwaltung räumte kleinlaut ein, sie habe vor der Entscheidung im März zu wenig Gespräche geführt. Im Klartext: Die Verwaltung hat den Rat entscheiden lassen und sich erst danach aufklären lassen, dass sie auf dem Holzweg ist.

Unter dem Druck, bis Ende Juni eine Lösung finden zu müssen, setzt Wülfrath wieder auf Gerätewarte: Wieder sollen drei Stellen auf zwei Jahre befristet sein, zwei unbefristet. In Feuerwehrkreises wird diese Lösung mehr schulterzuckend denn begeistert aufgenommen. „Wer bewirbt sich schon auf befristete Stellen bei den Aussichten in Wülfrath?“ Darauf hat die Verwaltung keine Antwort.

Es ist Bürgermeisterin Claudia Panke abzunehmen, dass — wie sie im Rat sagte — „in Sachen Wehr nur eine Leidenschaft hat: Ich will den Brandschutz sichergestellt wissen.“ Das dürfe auch keine Frage des Geldes sein. Der Rat hat der Stadt mit dem einstimmigen „Ja“ zu den Gerätewarten etwas Luft verschafft. Nun muss die Stadt Ergebnisse vorlegen. Denn: Gerätewarte sind nicht die 1a-Lösung. Zwar sind in den vergangen beiden Jahren die ersten Hilfsfristen zu 86 Prozent erfüllt worden. Bei der zweiten Hilfsfrist liegt die Quote aber nur bei 59 Prozent. Sicherheit fühlt sich anders an.

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