Belebung der Wilhelmstraße muss erst einmal zurückstehen

Zwar sieht Stadtplanerin Christiane Singh nach wie vor Handlungsbedarf an der „Automeile“, doch zunächst hat die Innenstadt Priorität.

Wülfrath. Die Wilhelmstraße — die „Automeile“ Wülfraths — sticht durch zwei Attribute besonders hervor: Sie ist eine der längsten innerstädtischen Straßen und eine der hässlichsten. Der Glanz der Tage, als die Adresse Wilhelmstraße weit über die Stadtgrenzen hinaus für Autofreunde bekannt und beliebt war, ist längst verblasst. „Das ist ein Bereich, der sich nicht besonders positiv entwickelt“, sagt Christiane Singh, Wülfraths Stadtplanerin. Sie sieht Handlungsbedarf.

Schon vor einem halben Jahr hatte die Planerin darauf hingewiesen, dass die Wilhelmstraße überplant werden müsste, das Gesicht der Straße dringend ein Facelifting brauche. „Aber in den kommenden Jahren hat der Innenstadtbereich, den wir neu gestalten wollen, natürlich oberste Priorität“, sagt Christiane Singh.

Aufgrund der personellen Kapazitäten müsse die Überplanung dieses Areals erst einmal zurückstehen. „Wir müssten mit den Grundstückseigentümern eng zusammen arbeiten und gucken, welche Unterstützung sie bekommen könnten. Dafür reichen unsere Ressourcen derzeit nicht aus“, sagt Christiane Singh.

Dienstleistungsunternehmen sowie gewisse Formen des Einzelhandels und Handwerksbetriebe mit Verkauf, die Publikum anlocken, kann sich Wülfraths Planerin für die Wilhelmstraße vorstellen. „Aber natürlich werden wir dort keine Geschäfte mit zentren-relevanten Sortimenten zulassen“, sagt sie, „das verbietet schließlich unser Einzelhandelskonzept.“

Deshalb sieht sie auch für Aldi keine Chance. Der Lebensmittel-Discounter würde liebend gerne vom Roten Platz an die Wilhelmstraße umziehen. Singh: „Dann würden wir dort unsere Nahversorgung mitten im Wohngebiet aufgeben.“ Zudem würde ein Umzug des Aldi-Marktes einen Dominoeffekt auslösen, sagt die Planerin. Sie befürchtet, dass dann weitere Einzelhändler auf den Plan gerufen würden, die ebenfalls mit ihrem zentrenrelevanten Sortiment auf die Wilhelmstraße drängen könnten. „Dann würden wir selbst unser Einzelhandelskonzept aufweichen, das ja verhindern soll, dass die Innenstadt ausblutet“, sagt Christine Singh.

Das Einzelhandelskonzept wurde von der Politik einstimmig verabschiedet und hat eine rechtliche Bedeutung. Matratzen- oder Getränkemärkte, Tierfachgeschäfte oder Baumärkte könnten dagegen eine Genehmigung für die Wilhelmstraße bekommen. Aber auch die Autohäuser hätten an der Ausfallstraße auch in Zukunft ihre Berechtigung. „Wo sollten wir die auch hinsetzen?“, sagt die Planerin.

Dass eine weitere Spielhalle an der Wilhelmstraße ihre Türen öffnet, wie einigen Ratsmitgliedern in anonymen Schreiben mitgeteilt wurde, schließt Christiane Singh aus. Das lasse der Bebauungsplan überhaupt nicht zu, versichert die Stadtplanerin.

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