Ausstellung in Ratingen: Eine industrielle Zeitreise

In Cromford blickt die Ausstellung „Antrieb und Spannung“auf 250 Jahre Ratinger Industriegeschichte.

Ratingen. Am Anfang war ein Glas Sekt. Damit stießen vor drei Jahren beim Neujahrsempfang des Bürgermeisters der Ratinger Unternehmer Olaf Tünkers, Michael Lumer (Heimatverein), Manfred Buer (Lintorfer Heimatfreunde), Georg Hohberg (Jonges) und Rolf Theißen (Unternehmensverband) aufs neue Jahr an und kamen miteinanders ins Gespräch über vergangene Industrien und Firmen in Ratingen.

So wurde die Idee für eine faszinierende Ausstellung geboren, die am Freitagabend im Industriemuseum Cromford eröffnet wird: "Antrieb und Spannung - 250 Jahre Industriegeschichte Ratingen".

Dass die "Sekt-Idee" in die Tat umgesetzt werden konnte, ist nicht nur dem Cromford-Förderverein, sondern auch dem Museum selbst zu verdanken. Leiterin Claudia Gottfried war von der Initiative so begeistert, dass sie Ausstellungsräume im Museum zusicherte: "Wenn nicht hier, wo sonst soll so eine Ausstellung stattfinden?"

Dass 28 Firmen sich auch als Sponsoren beteiligen, zeigt, wie sehr sich die Firmen mit dem Standort Ratingen identifizieren. Und der Standort selbst ist auch Grund für die beeindruckende Entwicklung, die die Industrie hier im Laufe der vergangenen zweieinhalb Jahrhunderte gemacht hat. Gottfried: "In Ratingen kann man idealtypisch die Geschichte der Industrialisierung nachvollziehen." Und Olaf Tünkers wagte einen Blick in die Zukunft: "Es werden noch verstärkt chinesische Firmen kommen und sich hier ansiedeln."

Die Ausstellung schlägt eine Brücke von den Anfängen der Baumwollspinnerei Cromford über die Zeit der Industrialisierung mit Schwerindustrie und Maschinenbau bis zur heutigen Unternehmenslandschaft mit Hightech und Lifestyle. Die Grundlagen der Industrialisierung legte der Unternehmer Heinrich Kirschbaum, als er 1751 in einem Lintorfer Bergwerk die erste Dampfmaschine in Deutschland einsetzt, um die Entwässerung zu rationalisieren.

Wenige Jahre später entstand mit Cromford die erste Fabrik auf dem Kontinent. Nach der Textilindustrie sorgte die Papierfabrik Bagel Mitte des 19. Jahrhunderts für Innovation und Wohlstand. Die Firmen Balcke-Dürr (Kesselbau) und Siebeck (Metallgießerei) machten in der Zeit der Industrialisierung mit bahnbrechenden Erfindungen auf sich aufmerksam.

Die Firma Blumberg, heute ein Unternehmen für Spezialpapiere, fertigte in seinen Anfängen Zündplättchen für Kinderpistolen. Und Keramag versorgt seit einem Jahrhundert die Welt mit hochwertiger und design-prämierter Sanitärkeramik. Gezeigt werden eine original Toilettenschüssel und ein Waschbecken Anfang des 20. Jahrhunderts.

Zu sehen ist auch der erste Waschvollautomat Deutschlands, der von den Constructa-Werken in Lintorf entwickelt wurde. Dort wurden in den 50er-Jahren auch Vespa-Motorroller und Kabinenroller produziert. Zum Stichwort "Motorisierung" gehört auch die DAAG, einst der größte Arbeitgeber der Stadt, wo von 1910 bis 1930 Schnelllaster und Busse produziert wurden.

Im oberen Stockwerk zeigen Ratinger Unternehmen ihre technischen Innovationen: Ob Tünkers-Roboter, die bei Porsche den 911er mitmontieren, ABB-Schalter, die auf Kreuzfahrtschiffen die Stromversorgung sicher machen, hocheffiziente Wärmepumpen, Kommunikationsgeräte oder ganz einfach die Neuproduktion des früher so beliebten "Heidoli"-Likörs.

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