Abriss der Stadthalle ist vertagt

Das Gebäude muss weichen, so viel steht fest. Wie das Gelände anschließend genutzt wird, ist nicht klar.

Neviges. „Die Stadthalle kann nicht abgerissen werden, weil sonst der Hang dahinter ins Rutschen gerät.“ Seit Wochen ist dieses Gerücht immer mal wieder im „Dorf“ zu hören. Tatsächlich ist da ein Funken Wahrheit dran. Bevor die Abrissbagger anrollen, wird geprüft, ob der Hang zur David-Peters-Straße seine Standsicherheit behält.

Daniel Giulani, Technischer Leiter der Wobau Velbert

Bereits vor längerer Zeit wurde die einstige „gute Stube“ von Neviges auf die Wohnungsbaugesellschaft Velbert (Wobau) übertragen, die das Gelände für eine Wohnnutzung entwickeln soll. Inzwischen liegt dem städtischen Unternehmen die Abrissgenehmigung vor. „Wir müssen die Stabilität der Umgebung gewährleisten“, so Daniel Giuliani, der Technische Leiter der Wohnungsbaugesellschaft. „Das ist eine Forderung aus der Abrisserlaubnis, aber wir hätten das auch von uns aus gemacht. Wir schreiben jetzt die Abrissarbeiten aus, in diesem Zusammenhang wird ein Statiker beziehungsweise Gutachter die Situation des Hanges untersuchen.“Auf jeden Fall wird der Rückbau in diesem Jahr nicht mehr erfolgen.

Konkrete Pläne, wie das Gelände genutzt werden soll, liegen nach Angaben von Daniel Giuliani nicht vor. 2012 wurde die Stadthalle geschlossen, der Abriss war bereits schon mal für 2015 angekündigt worden. Die Denkmalschützer beim Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) haben lange dafür gekämpft, den Abriss des 1926 eröffneten Veranstaltungshaus zu verhindern. Der LVR verlangte immer wieder von der Stadt Velbert den Nachweis, dass man alles getan hat, um die Immobilie durch eine Vermarktung zu retten.

„Unser Werben wurde nicht gehört“, stellte im Frühjahr des vergangenen Jahres Claudia Euskirchen resigniert gegenüber der Westdeutschen Zeitung fest. Der Leiterin der Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege beim LVR hätte als letztes Machtmittel noch der sogenannte Ministeranruf offen gestanden. „Wir tun das nicht, weil wir es für nicht zielführend halten.“

Nach Aussagen der Stadt waren weit und breit keine konkreten Investoren zu finden, die bereit waren, mindestens 1,5 Millionen Euro in die Hand zu nehmen, um das Haus wieder in einen ordentlichen Zustand zu versetzen. Vor der Schließung fanden immer weniger Veranstaltungen in der Stadthalle statt. Neben den Hardenberger Schützen wurde die Festhalle im Bauhaus-Stil jedes Jahr durch die Velberter Karnevalsgesellschaft „Boum haul Pool“ und der Landjugend Neviges für das traditionelle Erntedankfest genutzt.

Langjähriger Dauermieter war das Tanzsportzentrum Velbert, die den Parkettboden für das Training nutzte. Astrid Kallrath schätzte die umlaufende Tribüne, weil die Trainerin aus der erhöhten Perspektive das Zusammenspiel der latein-amerikanischen Formation bestens im Blick hatte. Das war’s dann aber auch mit der Begeisterung. Sie und ihre Tänzer klagten nicht nur über die mangelnden Umkleidemöglichkeiten, sondern auch über die unzulängliche Heizung. Dennoch verließen die Tänzer vor ziemlich genau fünf Jahren als letzte Nutzer die Stadthalle mit ein bisschen Wehmut.

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