Sportkegeln „Mister 100 Prozent“ will die perfekte Bahn

Langenfeld. · Der Hildener Karl-Heinz Eversberg sorgte sich bei der WM der Sportkegler in Langenfeld um den Zustand der Bahnen.

 Karl-Heinz Eversberg ist für seine große Sorgfalt bekannt. Er gibt sich nur mit einem perfekten Ergebnis zufrieden.

Karl-Heinz Eversberg ist für seine große Sorgfalt bekannt. Er gibt sich nur mit einem perfekten Ergebnis zufrieden.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Sein Dienst beginnt, wenn die anderen ihren Spaß hatten und die Wettkämpfe vorbei sind. Oder er legt erst los, bevor überhaupt ein anderer die Anlage betreten darf. Sicher ist, dass die Weltmeisterschaften der Sportkegler in der Langenfelder Manni-Jung-Halle am Freizeitpark sonst nicht so glatt über die Bühne gegangen wären. Und alle wissen, dass es Karl-Heinz Eversberg ganz genau nimmt. Beschrieben haben sie ihn drinnen übrigens als „alten Mann mit weißen Haaren“, der nicht zu verfehlen sei. Und es passiert trotzdem, weil einfach keiner zu finden ist, auf den diese Beschreibung zutrifft. Eversberg dürfte einer der jüngsten 76-Jährigen überhaupt sein – was wieder ein Beweis dafür zu sein scheint, dass Sport und eben auch das Kegeln unter anderem eine Menge Energie gibt.

Eversberg lebt in Hilden und war dort einst bei den Sportkeglern Meide (früher Bundesliga) ebenfalls für die Pflege der Bahnen verantwortlich – schon damals mit einer unglaublichen Hingabe, die bis heute geblieben ist: „Ich bin seit 49 Jahren dabei. Wenn ich etwas mache, muss es 100-prozentig in Ordnung sein“, findet Eversberg, der seinen Lebensunterhalt einst als Elektromeister verdiente. Bei den Weltmeisterschaften in Langenfeld hat er – und zwar täglich – jeden Abend etwa zweieinhalb Stunden investiert. Erst waren die Bahnen zu reinigen, dann wurden sie mit einer frischen Schicht Wachs versehen. Vor den Türen zu den Bahnen stand dann praktisch eine virtuelle rote Ampel: „Betreten verboten.“ Fachkundige Unterstützung hatte Eversberg hin und wieder durch einen echten Kegel-König. Weltmeister André Laukmann, der im Hauptberuf einen Service für Kegelbahnen betreibt, packte mit an.

Am nächsten Morgen ist das Wachs über Nacht so weit eingezogen, dass der zweite Schritt erfolgen kann: „Dann wird gebohnert und poliert.“ Ungefähr drei Stunden dauert die Prozedur in der dann noch menschenleeren Halle. Selbstredend kontrolliert Eversberg auch alle Maße oder den Zustand der Kegel und Kugeln: „Weltmeisterschaften bekommst du nur einmal im Leben. Dafür geben wir alles.“

Dass er „wir“ sagt, hat zwei Gründe. Erstens kommen die Sportkegler selbst bei Weltmeisterschaften zusammen, um sich und ihren Sport zu zelebrieren. Es ist eine Art Familientreffen auf höchstem Niveau. Außerdem ist der Hildener Eversberg inzwischen sogar aktives Mitglied der Langenfelder Sportkegler. Vor etwa sieben Jahren kam die Anfrage, ob er sich um die Bahnen kümmern könne. Eversberg sagte zu und seit 2018 geht er für Langenfeld als Spieler auf die Bahn – in der vergangenen Saison in der Rheinlandliga (Vierte Liga). Da absolvierte der Kegler aus Leidenschaft immerhin 13 von 14 Spieltagen und konnte sich mit seinen Ergebnissen sehen lassen. „In dieser Klasse kommt es nicht auf das Alter an“, betont Eversberg, der höchsten Respekt vor den Darbietungen der Top-Leute in seinem Sport hat: „Das sind Höchstleistungen. Du musst immer voll konzentriert sein.“

Karl-Heinz Eversberg sieht sich als Teamplayer. Die anderen wissen, was sie an ihm haben – und er weiß ebenfalls zu schätzen, was die anderen im Laufe von neun Tagen Weltmeisterschaften leisten: „Das sind so viele im Hintergrund, die helfen. Das funktioniert aus meiner Sicht sehr gut.“

Teilnehmer verabschiedeten sich mit reichlich Lob für guten Ablauf

Der Einsatz der Sportkegler-Mannschaft um Sportwart Ricky Zimmer und Geschäfsführer Toni Perez hat sich auf jeden Fall gelohnt, weil sich alle Teilnehmer aus elf Ländern mit reichlich Lob verabschiedeten. Ein Gewinner war zudem der Kinderschutzbund, der sich über eine Zuwendung von 1400 Euro freuen durfte. Für einen Teil sorgten die Sportler selbst, denn für jede Neun wurden fünf Cent fällig. Als später abgerechnet wurde, stand die „Uhr“ bei 14 759 Neunen. Der Rest bis zur runden Summe kam durch Spenden hinzu.

„Es war eine gelungene Veranstaltung“, urteilt Zimmer. Vorstandskollege Perez stimmt zu. Und beide sind sich einig, dass jetzt zumindest eine kurze Pause zum Durchschnaufen sein muss: „Wir sind erledigt, wie gehen auf dem Zahnfleisch.“ Spaß gemacht hat es ihnen trotz der reichlich zu erledigenden Arbeit, denn die Stimmung in der Halle war immer gut und manchmal sogar herausragend.

Die Aktiven zahlten mit erstklassigen Ergebnissen zurück – zu denen fünf Weltrekorde gehörten. „Mit solchen Zahlen haben wir nie gerechnet“, betont Ricky Zimmer. Fazit: Es dürfte schwierig sein, das Niveau dieser Weltmeisterschaft zu toppen. Das gilt definitiv auch für Karl-Heinz Eversberg. Er gibt sich ja sowieso nur mit 100 Prozent zufrieden.

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