Fußball Monheimer Mentalität macht den Unterschied

Monheim. · Analyse Der FC Monheim blickt auf ein überragendes Jahr 2019 in der Fußball-Oberliga zurück. Nur die Übermannschaft des SV Straelen kann das noch toppen. Der Tabellenzweite wäre ohne den SVS vermutlich der größte Favorit auf den Aufstieg.

 Der Trainer des FC Monheim, Dennis Ruess, geht bei den Spielen seines Teams emotional voll mit.

Der Trainer des FC Monheim, Dennis Ruess, geht bei den Spielen seines Teams emotional voll mit.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Wer im Fußball Bilanz ziehen möchte, der kann sich vor allem an zwei Zeitpunkten orientieren: Auf der einen Seite bietet das Ende der Saison im Sommer die Gelegenheit, auf das Erreichte und das Verpasste zurückzublicken, und man hat praktischerweise als Visualisierung dessen auch gleich die Abschlusstabelle zur Hand. Als Dennis Ruess, Trainer des Fußball-Oberligisten FC Monheim, Anfang Juni 2019 an diesem Punkt angekommen war, durfte er hochzufrieden sein: Erst zwei Jahre zuvor waren die Monheimer in Deutschlands höchste Amateurklasse aufgestiegen und fanden sich nun im finalen Klassement der Spielzeit 2018/2019 auf einem kaum für möglich gehaltenen vierten Tabellenplatz wieder. Darüber hinaus hatte der FCM auch im Niederrheinpokal für Furore gesorgt und war erst im Halbfinale beim Regionalligisten Wuppertaler SV ausgeschieden – nach einer Partie auf Augenhöhe. Das einzige Problem für Ruess seinerzeit: Große Erfolge wecken auch neue Erwartungen. Und die Latte hatte sich der FCM mit der besten Saison seiner Vereinsgeschichte selbst ziemlich hoch gelegt.

Sechs Monate später lädt der Jahresabschluss erneut zur Selbstreflexion ein. Und siehe da, die Monheimer konnten die famose vergangene Saison in der zweiten Hälfte des Jahres 2019 nicht nur bestätigen, sondern schicken sich sogar an, diese noch einmal zu toppen. In der Tabelle ist der FC Monheim aktuell Zweiter und hat nach 19 Meisterschaftsspielen schon 41 Zähler auf dem Konto. Das vor der Saison in großer Demut ausgerufene Primärziel von 40 Punkten in der gesamten Saison haben die Monheimer damit schon zu Weihnachten erreicht und sind inzwischen viel mehr eine Spitzenmannschaft, als ein Verein, der sich um den Klassenerhalt Sorgen machen muss.

„Wir schaffen es aktuell Jahr für Jahr, immer einen Schritt weiterzugehen. Und das, obwohl wir nach der letzten Saison gedacht haben, dass das wirklich schwierig werden würde. Das ist wirklich eine außergewöhnliche Leistung von den Jungs, aber auch vom ganzen Verein, auf die wir sehr stolz sein können“, sagt Trainer Ruess. Vor allem durch die hervorragenden Platzierungen in der Oberliga, aber auch durch das beeindruckende Auftreten im Niederrheinpokal, habe der FCM jetzt auch überregional Aufmerksamkeit auf sich gezogen. „Ich glaube nicht, dass die etablierten Vereine vor drei Jahren etwas mit dem FC Monheim anfangen konnten. Aber in dieser Zeit ist es uns gelungen, unseren Verein auf die Landkarte zu setzen, und vor allem 2019 haben wir viel Werbung für den Verein gemacht“, sagt Ruess.

Saisonübergreifend sammelten die Monheimer im jetzt zu Ende gehenden Jahr satte 69 Punkte ein und damit die meisten aller Mannschaften der Oberliga Niederrhein. Im Normalfall zählte der FCM damit zu den heißen Kandidaten für den Aufstieg in die Regionalliga, wäre da nicht der SV Straelen. Der Regionalliga-Absteiger holte aus 18 Spielen bislang 51 von 54 möglichen Punkten, hat auf den FC Monheim als ersten Verfolger zehn Punkte Vorsprung und sogar noch ein Nachholspiel in der Hinterhand. „Die Leistung von Straelen nötigt mir höchsten Respekt ab. Aber für unsere Mannschaft ist es ein bisschen schade, weil ihre Leistung dadurch vielleicht nicht die Wertschätzung erfährt, die sie verdienen würde“, erklärt Ruess.

So war es zum Beispiel der FC Monheim, der dem Spitzenreiter als einziges Team der Fußball-Oberliga eine Niederlage beibringen konnte (1:0) – die restliche Konkurrenz ging gegen den Regionalliga-Absteiger immer völlig leer aus. Und auch der klare Vorsprung von sechs Punkten auf den Drittplatzierten Spvg. Schonnebeck zeigt, welch eine hervorragende Runde die Monheimer bislang spielen.

Als entscheidenden Punkt für den jüngsten Entwicklungsschritt hat Ruess die überragende Mentalität seiner Mannschaft ausgemacht. „Dieser Wille, gemeinsam und für den Verein unbedingt gewinnen zu wollen, das ist mir in diesem Jahr am meisten in Erinnerung geblieben und hat mir am meisten imponiert“, sagt der Trainer. Als Paradebeispiel führt Ruess den 1:0-Heimsieg gegen den TSV Meerbusch am zehnten Spieltag an. In diesem Spiel sei sein Team nicht unbedingt die bessere Mannschaft gewesen, habe nach dem eigenen Führungstreffer durch eine Standardsituation aber die drei Punkte unbedingt haben wollen. „Man hat gemerkt, wie wir uns da mit allem, was wir hatten, reingeworfen haben, um dieses Gegentor zu verhindern. Früher hätten wir uns nach so einem Spiel innerlich vielleicht auch mit einem Unentschieden zufriedengegeben, aber das war dort nicht so“, meint Ruess.

Zum Abschluss des Spieljahres 2019 lief die Partie beim knappen 3:2-Auswärtssieg beim FC Kleve ganz ähnlich. Zur Halbzeitpause noch mit 3:0 in Führung gerieten die Monheimer nach dem 1:3-Anschlusstreffer und zwei Roten Karten gleich in doppelte Unterzahl, retteten die hauchdünne 3:2-Führung aber durch großen Kampf der gesamten Mannschaft, ihren hervorragenden Keeper Björn Nowicki und auch ein Quäntchen Glück am Ende über die Zeit.

Und so steht der FCM zum Jahreswechsel erneut vor demselben Luxusproblem wie schon im Sommer: Wie umgehen mit dem Erreichten und den Ansprüchen für das kommende Jahr 2020? „Wir sollten mit Blick auf die Zukunft vor allem schauen, was zu tun ist, um dieses Niveau zu halten. Unser Ziel war es erst einmal immer, das zu bestätigen, was wir geschafft haben. Wenn man mit Verbissenheit versucht, sich immer weiter zu steigern, kann das auch gefährlich sein“, sagt Ruess. Fürs Erste können die Monheimer das erfolgreiche Jahr 2019 auf jeden Fall genießen. Die Vorbereitung auf die Rückrunde begann zwar am 3. Januar, doch der nächste Zeitpunkt, um Bilanz zu ziehen, liegt noch deutlich in der Zukunft.

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