Handball : Geheimniskrämerei dank Datenschutz
Kreis Mettmann. Der Handball-Verband Niederrhein setzt ein von Datenschützern gewünschtes Verbot um. Nun werden keine Spielberichte mehr veröffentlicht.
Das ist erstaunlich. Sie sind beide in derselben Stadt zu Hause. Die Mitarbeiter der sieben Referate bei der „Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit“ haben ihren Dienstsitz in der Kavalleriestraße zu Düsseldorf. Die Entfernung bis zur Geschäftsstelle des Handball-Verbandes Niederrhein (HVN) an der Feuerbachstraße beträgt knapp fünf Kilometer – rein geographisch eine Kleinigkeit. Rein sachlich liegen zurzeit allerdings gleich mehrere Welten oder sogar Galaxien zwischen den beiden Einrichtungen. Und just am ersten kompletten Spieltag der neuen Saison 2019/2020 machte sich das sehr intensiv bemerkbar. Der in den vergangenen Jahren übliche öffentliche Zugriff auf die Spielberichte und Statistiken war nicht mehr möglich. Endergebnis und Halbzeitstand ja, Details nein. Unter dem gesperrten Zugriff litten die Regionalliga Nordrhein, weil in ihr zahlreiche Vereine aus dem Niederrhein aktiv sind, und die Oberliga Niederrhein.
Zuständig für die Sachlage im Verband ist Michael Girbes, der Vorsitzende der Technischen Kommission. Seiner Aussage nach hat der Landes-Datenschutzbeuaftragte NRW bereits vor einem Jahr verboten, die Spielberichte in der aktuellen Form weiter online zu stellen. Über die Details mag er nicht reden. Aber klar ist, was sich natürlich auch unter den Vereinen herumgesprochen hat: Es gab eine Beschwerde. Eine einzelne Beschwerde, die die Datenschützer zum Verbot veranlasste. Der Verband, sagt Girbes, habe sich daraufhin Gedanken gemacht und im März ein Konzept für eine Lösung vorlegt. Passiert ist daraufhin wenig: „Wir warten seit sechs Monaten auf eine Antwort.“
Weil eben keine Klärung erfolgt sei, habe man dann aus Sorge um etwaige rechtliche Konsequenzen die jetzt gesehene Variante an den Start gebracht. Der Wechsel vom alten Anbieter für die Ergebnisse zu einem neuen in diesem Sommer spiele in diesem Zusammenhang keine Rolle. Auch der frühere habe im Grunde bereits in der Pflicht gestanden, aber nichts unternommen – ohne Folgen. Für den HVN hofft Girbes nun, dass die Sache bis Ende des Jahres vom Tisch ist.
Das Problem ist vielschichtig. Datenschutz ist im Zeitalter von Unternehmen, die sich Informationen auf jede erdenkliche Art und Weise beschaffen, unerlässlich. Es gibt Bereiche, in denen es unbedingt jedem Einzelnen überlassen sein muss, Dinge von sich preiszugeben – oder eben nicht. Dafür gibt es Gesetze und Normen, die einzuhalten sind. Vermutlich kann und darf es da nicht mal zwei Meinungen geben. Im vorliegenden Fall scheint es allerdings eher so zu sein, dass die Entscheidung aus Düsseldorf glatt am Ziel vorbeigeht, weit darüber hinausschießt und sowieso die Falschen trifft.
Berichte über ein Spiel mit Infos über Aufstellungen, Torschützen, Spielstände oder Zeitstrafen als Verstoß gegen den Datenschutz? Absurder geht es nicht. Wer sich in die Öffentlichkeit begibt, um dort seinen Sport zu treiben, sucht in der Regel auch nach öffentlicher Anerkennung – gerne mit seinem Namen versehen und das garantiert immer, wenn es um etwas Positives geht. Der Spieler, der nicht gerne liest, wenn er zweistellig getroffen hat, möge sich unverzüglich melden. Und Handballer können es ab, wenn sie wegen der dritten Zeitstrafe die Rote Karte gesehen haben. Wollen die Datenschützer aus Düsseldorf am Ende vielleicht nur verhindern, dass sich Vereine gegenseitig ausspionieren und übereinander informieren? Es gibt derart viele Fragen, dass alle Freunde des Handballs ratlos zurückbleiben (müssen).