Handball Der Aufstiegstraum ist wohl geplatzt

Ratingen/Langenfeld · Acht vergebene Siebenmeter und eine 21:28-Niederlage beim Tabellendritten sind für die SG Ratingen in der Regionalliga gleichbedeutend mit dem Aus in der Meisterfrage.

 Alexander Oelze von der SG Ratingen scheiterte in Aachen zweimal vom Sieben-Meter-Strich.

Alexander Oelze von der SG Ratingen scheiterte in Aachen zweimal vom Sieben-Meter-Strich.

Foto: Blazy, Achim (abz)

. Bei Instagram hat BTB Aachen am Samstagabend ein Fest gefeiert. Im Zentrum dessen stand „eldoschi“, der sich im Verlaufe des Heimspiels der Handball-Regionalliga gegen die SG Ratingen immer mehr Ausrufezeichen hinter seinem Spitznamen verdiente. Mit Klarnamen heißt der Mann Peer Dosch und steht im Tor der Aachener, und ihm gelangen nicht nur viele Paraden im Spiel, sondern auch acht (!) bei Siebenmetern der Ratinger.

Die bekamen insgesamt elf Strafwürfe zugesprochen, nutzten davon aber nur drei, und wenn man sieht, dass in Christian Mergner sogar der Kreisläufer, der sicher nicht als Experte auf diesem Gebiet gilt, an den Siebenmeter-Strich ging und seinen einzigen Versuch verwandelte, erhält man eine Ahnung, wie groß die Not an diesem Abend bei der SG in dieser Disziplin war. Es vergaben Filip Lazarov, Alexander Oelze, Yannik Nitzschmann (je 2), Thomas Bahn und Marcel Müller – der Ex-Trainer war erstmals als Spieler reaktiviert worden und nur für diesen Siebenmeter und den Nachwurf aufs Feld gekommen, konnte aber beide nicht im Tor unterbringen.

So verloren die Ratinger 21:28 (8:13) – hätten sie die Siebenmeter-Quote aus den jüngsten beiden Spielen, in denen Lazarov 100 Prozent vom „Strich“ geliefert hatte, gehalten, hätte die SG 29:28 gewonnen. Acht verworfene Siebenmeter – „das klingt fast ein bisschen unrealistisch“, sagte Kapitän Oelze, der Dosch bei einem seiner Strafwürfe schon mit einer Täuschung auf den Boden geschickt hatte, dann aber doch am linken Arm des Torwarts scheiterte, der blitzschnell wieder nach oben kam. „Der hat das Spiel seines Lebens gemacht“, sagte Oelze enttäuscht-anerkennend.

Der ehemalige Spielertrainer der SG, Simon Breuer, hatte Oelze von Anfang an komplett aus dem Spiel genommen, zudem wurden die anderen Ratinger Rückraumspieler früh angenommen – so kam die SG nie ins Spiel und lag schon nach rund zehn Minuten 2:7 zurück. Zum zwischenzeitlichen 1:3 hatte Lazarov übrigens per Siebenmeter getroffen, da war das spätere Generalversagen vom „Strich“ noch nicht abzusehen. Zwar überzeugten Mergner und Abwehrchef Bahn mit je sechs Toren, doch Oelze fand: „28 Gegentore auswärts sind in Ordnung, aber nur 21 zu werfen sind eine Katastrophe. Unsere Chancenverwertung war unterirdisch.“ Generell kamen die Ratinger gegen die offensive Deckung nicht zum Zuge. Durch die Manndeckung gegen Oelze fehlten den Gästen Durchschlagskraft und Spielsteuerung, zumal Lazarov und Sam Schäfer angeschlagen ins Spiel gegangen waren.

Allerdings ist es auch nicht neu, dass die SG Ratingen mit einer offensiven Abwehr Probleme hat, Trainer Ace Jonovski, der sich beim Stand von 13:19 in Überzahl eine Zeitstrafe wegen Reklamierens leistete, sollte dafür schnell Lösungen finden. Mit der Niederlage beim Tabellendritten, an dem sie mit einem Sieg hätten vorbeiziehen können, sind die Ratinger auf Rang sechs abgerutscht. Das Saisonziel „Aufstieg“ dürften sie nun endgültig gestrichen haben. ame

SG Langenfeld klettert mit Sieg auf den siebten Tabellenplatz

Der Erfolgslauf geht weiter, die SG Langenfeld (SGL) rollt das Feld der Handball-Regionalliga von hinten auf. Das Team von Trainer Markus Becker gewann am Sonntagnachmittag auch bei TuSEM Essen II mit 27:23 (14:12) und überholte den Gegner damit. Langenfeld (15:13 Punkte) ist nun Siebter und hat noch ein Spiel in der Hinterhand.

Nach dem vierten Pflichtspielsieg in Serie atmete auch der Trainer einmal tief durch. „Dass wir seit dem Jahreswechsel diesen Lauf hinlegen, finde ich natürlich erleichternd”, sagte Becker, der zuvor wieder einmal eine äußerst souveräne Vorstellung seines Teams gesehen hatte. Erneut profitierte Langenfeld von einer starken Deckung und einem noch stärkeren Torhüter Jascha Schmidt. „Er war überragend”, adelte Becker den Schlussmann. Ähnliches Vokabular hatte er bereits beim Sieg in der Liga gegen den TV Korschenbroich und im Pokal gegen die Sportfreunde Loxten für Schmidt verwendet. „Jascha hatte eine riesige Fangquote.”

Das half dem Team sehr. Bis zum 10:10 (19.) gestalteten die Gastgeber, die das Hinspiel noch 28:26 gewonnen hatten, weitestgehend ausgeglichen. Dann erarbeitete sich die SGL ein Polster. Essen schnupperte zwar dank verschiedener Deckungsvarianten immer wieder am Anschluss, schaffte es aber nicht mehr heranzukommen. „Man merkt, dass die Mannschaft mit breiter Brust hier angereist ist”, sagte Becker. Seine Mannschaft habe cool und abgeklärt gespielt, gerade das machte den Coach zufrieden.

Langenfeld war am Ende vor allem konditionell überlegen. Obwohl Regisseur Andre Moser (Fieber) ganz fehlte sowie Vinzenz Preissegger (angeschlagen) und Dominik Jung (Knie) nur wenig mitwirken konnten, hielt Langenfeld im am Ende wenig spektakulären Spiel dem Druck stand. Der Langenfelder Sportliche Leiter Dennis Werkmeister lobte auf der Tribüne „eine tolle Entwicklung in den vergangenen Monaten”.

Diese Einschätzung passt auch zur personellen Situation. Denn nur wenige Stunden vor dem Anpfiff hatte der Verein bekanntgegeben, dass Spielmacher Andre Boelken seine Zusage für die kommende Saison gegeben habe. Die Identifikationsfigur der SGL ist damit neben Namensvetter Moser der zweite Mittelmann, der dem Regionalligisten erhalten bleibt. Das dürfte vor allem Lars Brümmer freuen. Der Trainer, der im Sommer die Nachfolge Beckers antritt, verfolgte erstmals live ein Spiel seines künftigen Teams. Was er sah, dürfte ihm gefallen haben. mol-

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