Verkehr Wirtschaft klagt über Verkehr

Ratingen. · Der UVR will nicht länger warten, sondern ein Maßnahmenbündel schnüren.

 Für Autofahrer wird die Fahrt auf dem Europa- und Wilhelmring immer wieder zur Geduldsprobe.

Für Autofahrer wird die Fahrt auf dem Europa- und Wilhelmring immer wieder zur Geduldsprobe.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Olaf Tünkers, der Vorsitzende des Unternehmensverbandes Ratingen (UVR), hat beim Neujahrsempfang in der Stadthalle Tacheles geredet. Und niemand der 170 geladenen Gäste wollte ihm widersprechen. „Ratingen ist eine Staustadt“, betonte er und blickte Bürgermeister Klaus Konrad Pesch direkt an. Denn der Verwaltungschef bekommt angesichts der massiven Verkehrsprobleme in und um Ratingen tagtäglich viel Kritik ab. Tünkers, selbst Unternehmer, betonte: „Ich habe den Eindruck, dass bei vielen Bürgern mit Blick auf die Verkehrsproblematik die Nerven blank liegen.“ Der Unmut der Ratinger sei spürbar, dies habe er aus vielen Gesprächen mitgenommen.

Tünkers verwies auf die etwa 30 000 Einpendler, die tagtäglich nach Ratingen strömen, weil sie dort ihren Arbeitsplatz haben. Die exzellente Verkehrsanbindung sei Segen und Fluch zugleich. „Häufig stehe ich auf dem Blyth-Valley-Ring im Stau – und der Bürgermeister ebenso“, betonte der UVR-Chef.

Was also tun? Der Verband, der nach der Aufnahme des TuS 08 Lintorf bald 130 Mitglieder haben wird, will nicht länger warten, sondern ein Maßnahmenbündel schnüren. Eine Initiative: In den Unternehmen soll es verstärkt ein Mobilitätsmanagement geben, das Umsteigemöglichkeiten auf E-Bikes, Pedelecs und Lastenräder aufzeigt. Themen wie Anreize zum Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr durch Jobtickets, die Nutzung von Mitfahrzentralen und der Einsatz von E-Autos gehören ebenfalls dazu. Neue steuerliche Regelungen könnten ebenfalls erhebliche Anreize schaffen.

Was aus Sicht des UVR zudem sehr wichtig ist: Die Stadt braucht dringend mehr Wohnraum, damit ein Teil der Einpendler künftig in Ratingen leben kann. Angesichts horrender Preise auf dem Immobilienmarkt ist der Druck, bezahlbare Wohnungen zu schaffen, groß. Doch auch in diesem Bereich spiele die Verkehrsanbindung eine sehr wichtige Rolle, so Tünkers.

„Als bekannt wurde, dass an der Rehhecke in Lintorf ein riesiges Bauprojekt geplant ist, war die Aufregung schnell da, denn viele Bürger befürchten, dass der Verkehr im Stadtteil noch einmal deutlich zunehmen und neue massive Probleme bereiten wird.“

Eine Bürgerinitiative, die sich dort seit Jahren für eine Entlastung auf den Straßen einsetzt, betont: Es fehlt ein Verkehrskonzept, schon jetzt ist Lintorf angesichts der einströmenden Pkw und Lkw massiv überfordert. Die Stadt lässt die verkehrsgeplagten Bürger im Stich, so die Kritik.

Die Wiedereröffnung der Weststrecke zwischen Duisburg und Düsseldorf bleibe für den Personennahverkehr ein wichtiges Ziel, so der UVR-Chef. Über das Projekt will er am 15. Mai mit Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) sprechen, der zum UVR-Forum nach Ratingen kommen wird.

Und auch das Seilbahn-Projekt, das Ratingen bundesweite Schlagzeilen bescherte, hat der UVR-Vorsitzende nicht aus den Augen verloren. Da blejbe man am Ball, versicherte er.

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