Ratingen und die Ukraine Zwischen Hilfsbereitschaft und Entsetzen

Ratingen · Die einen sammeln Geldspenden, wie beispielsweise die Liebfrauenschule. Andere positionieren sich, indem sie sich auf die Seite der Ukrainer stellen und einen Stopp des Krieges fordern.

 Die in Ratingen lebende Malerin Helda Kutish verarbeitet ihre Flucht aus Syrien in Bildern. Ihre Motive erleben eine traurige Aktualität.

Die in Ratingen lebende Malerin Helda Kutish verarbeitet ihre Flucht aus Syrien in Bildern. Ihre Motive erleben eine traurige Aktualität.

Foto: Achim Blazy (abz)

Seit mehr als einer Woche herrscht Krieg in der Ukraine. Das lässt die Bürger nicht kalt. „Die SPD-Fraktion verurteilt Putins Krieg aufs Schärfste“, sagt die Ratinger Landtagsabgeordnete, Elisabeth Müller-Witt nach einer Sondersitzung zum Thema Ukraine. „Die Folgen von Putins Krieg werden wir auch im Kreis Mettmann spüren. Das wurde bei der Sondersitzung der Fraktion deutlich“, sagt Müller-Witt. Nun müsse sich Nordrhein-Westfalen vor allem darauf vorbereiten, Flüchtenden zu helfen. Erste Ratinger haben bereits Geflüchtete bei sich aufgenommen.

Schockiert zeigen sich auch die Schützenvereine und Bruderschaften. „Gleichgültig welche Probleme und Konflikte zwischen der Ukraine und Russland vor Kriegsbeginn bestanden, nichts rechtfertigt einen solchen Krieg, der so viele unschuldige Opfer fordert. In einer modernen Gesellschaft müssen Konflikte auf friedliche Weise gelöst werden“, teilen sie in einer gemeinsamen Erklärung mit. Die Rheinbahn kündigt an, Geflüchtete aus der Ukraine kostenlos zu befördern. Die Regelung gilt für alle Nahverkehrszüge wie S-Bahn, Regionalbahn, Regionalexpress sowie für alle U-, Straßen-, Stadtbahnen und Busse. Als Fahrausweis dienen entweder ein gültiges ukrainisches Ausweisdokument oder sogenannte „0-Euro-Tickets“, wie sie von der Deutschen Bahn im Fernverkehr ausgestellt werden.

Mit einer spontanen Spendenaktion zeigt die Liebfrauenschule Ratingen Flagge für den Wunsch nach Frieden und gegen den brutalen Angriffskrieg russischer Truppen auf das Territorium der Ukraine. Auf Initiative der beiden SV-Lehrer Paulina Bednarczyk und Frank Teggers bat die Schülervertretung (SV) möglichst alle LFS-Kids um eine Spende von mindestens einem Euro, die der Not leidenden zivilen Bevölkerung in der Ukraine zugutekommen wird. So spendete die Klasse 9d ihren kompletten Erlös an – auf dem Schulgelände gesammelten – Pfanddosen. Das Ergebnis der Spendenaktion war überwältigend.

 Schüler der Liebfrauenschule haben in der Schule Geld für Ukrainer in Not gesammelt.

Schüler der Liebfrauenschule haben in der Schule Geld für Ukrainer in Not gesammelt.

Foto: LFS

„Wir sind froh, dass wir mit unserem Engagement etwas Konkretes erreichen können. Das erscheint uns sinnvoller, als ohnmächtig in den Klassenzimmern die grausamen Bilder dieses Krieges ertragen zu müssen!“, bewertet Schülersprecherin Hanna Cremer die Bilanz der Schüler-Initiative, die neben der erwirtschafteten Summe auch eine nicht zu unterschätzende ethische Dimension hat. „Schließlich gibt es an der LFS Ratingen zahlreiche Familien mit ukrainischem oder russischem Migrationshintergrund, die seelisch unter den Folgen dieses Krieges leiden“, betont Schulleiter Christoph Jakubowski.

Viele Menschen wollen helfen. Der DRK-Kreisverband sieht das mit gemischten Gefühlen. „Es ist überwältigend zu sehen, wie schnell und engagiert die Zivilgesellschaft in Deutschland auf allen Ebenen zu helfen bereit ist“, heißt es in einer Erklärung. „Auch wenn es für viele weniger persönlich und ungreifbarer erscheinen mag, sind Geldspenden tatsächlich in der gegenwärtigen Lage die beste und wirkungsvollste Art, um die humanitäre Hilfe im Ausland zu unterstützen“, sagt Stefan Vieth, Kreisgeschäftsführer des DRK Kreisverbandes.

Geldspenden seien gegenüber Sachspenden wesentlich effektiver: Ihr großer Vorteil sei, dass sie sehr flexibel eingesetzt werden können. Damit ließe sich die humanitäre Hilfe gezielter an die jeweiligen Bedarfslagen vor Ort anpassen. Dies sei absolut erforderlich in Situationen, die sich beständig ändern und höchst unvorhersehbar sind, wie aktuell in der Ukraine und ihren Nachbarländern.

Mit Geld möchte auch das Gartencenter Schley in Breitscheid helfen. Zugunsten der Nothilfe für die Ukraine der Aktion Deutschland hilft spendet das Unternehmen den kompletten Erlös des Primelverkaufs im Zeitraum vom 7. bis 13. März.

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