Suitbertusquartier auf der Kippe

Die Baufirma hat noch keine Mieter für die Ladenflächen gefunden. Deshalb will der Investor jetzt noch mehr Wohnungen errichten.

Ratingen. Wie geht es weiter mit dem Projekt „Suitbertusquartier“? Geht es überhaupt weiter, oder steht das ehrgeizige Neubauvorhaben auf der Kippe?

Fakt ist: Die bisherige Planung für den Wohn- und Geschäftsbau an der Ecke Kirchgasse/Turmstraße ist ins Stocken geraten, weil der Bauherr Interboden bislang noch keinen passenden Interessenten für die 700 Quadratmeter Einzelhandelsfläche im Erdgeschoss des Komplexes gefunden hat.

Und nach Darstellung von Geschäftsführer Vanja Schneider auch nicht finden wird. Die Baufirma möchte deshalb das Projekt mit deutlich weniger Handelsfläche — etwa 300 Quadratmeter — und einem höheren Wohnungsanteil bauen.

Bei den geplanten 17 bis 20 Wohnungen hat Interboden keinerlei Vermarktungsprobleme — im Gegenteil. Das bringt auch das riesige Werbebanner zum Ausdruck, das jetzt an der Stirnseite des maroden Kirchgassen-Parkhauses angebracht wurde. Zugleich startete die Baufirma einen Internet-Blog, „um die Diskussion zu versachlichen“.

Der höhere Anteil an Handelsflächen ist jedoch fester Bestandteil der Planungs- und Geschäftsgrundlagen, die so von Verwaltung und Politik gewollt und festgeschrieben wurden. Mit dem Änderungsantrag sollen sie aufgeweicht werden.

„Lieber Klasse statt Masse“ lautet jetzt für Schneider die Devise. Für ihn sei das der letzte Ausweg, das Projekt überhaupt noch umsetzen zu können. „Wir haben zwei Jahre lang den Einzelhandelsmarkt beackert — ohne Erfolg.

700 Quadratmeter Handelsfläche sind aber hier nicht realisierbar“, sagte Schneider am Freitag vor Ort. Das hätte auch ein Gutachten einer Handelsberatungsfirma bestätigt: Der Standort rechtfertige eine solche Größe nicht.

Eine Aufteilung der Ladenfläche sei nicht möglich. Weitere Nachteile: keine ebenerdigen Stellplätze und die hohe Miete. Schneider: „Wir hatten rund 300 Interessenten. Die wollten aber bei Lage, Ausstattung und Miete keine Kompromisse eingehen.“

Etwa 20 bis 22 Euro pro Quadratmeter müssten für so einen „anspruchsvollen Neubau“ kalkuliert werden. Potenzielle Interessenten würden maximal 15 Euro zahlen wollen.

Der Erste Beigeordnete der Stadt, Klaus-Konrad Pesch, wollte sich mit der Vorstellung von noch weniger Handelsflächen nicht richtig anfreunden. „Was als Konzept erarbeitet wurde, hat der Markt offenbar nicht hergegeben.“

Das Kirchgassen-Grundstück sei aber die letzte große Innenstadtfläche. „Sollen wir die aus der Hand geben nur für Wohnen?“ Die derzeitige Entwicklung sei ein „Riesenschritt zurück von der Zielperspektive“.

Für Interboden wächst indessen der Druck, einen passenden Mieter zu finden. Denn im Sommer 2014 läuft die Frist dafür aus. Schneider möchte die auf jeden Fall verlängern.

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