Stadt fällt Zeder im Poensgenpark

Die Entscheidung fiel nach einer hitzigen Debatte im Rat. Bürgerinitiative zeigt sich enttäuscht.

Stadt fällt Zeder im Poensgenpark
Foto: Blazy

Ratingen. Es gibt kein Zurück: Die Tage der Atlas-Zeder im Poensgenpark sind gezählt. Nach emotional geführter Debatte hat der Rat entschieden, die von der Verwaltung bereits angekündigten Maßnahmen umzusetzen. Längst war klar, dass die 110 Jahre alte Kastanienallee nicht mehr zu retten ist. Nun sieht es ganz danach aus, dass die Stadt die Zeder noch in diesem Jahr fällen wird — womöglich vor dem Herbst, der heftige Stürme bereithalten kann. Frank Licht, der neue Leiter des Amtes für Kommunale Dienste, berichtete, dass der Zustand des Baumes weitaus dramatischer ist als bisher bekannt.

Ein großes Problem sei der aggressive Pilzbefall, berichtete Licht, es bestehe die Gefahr, dass die Zeder mit einer Wahrscheinlichkeit von über 60 Prozent in den nächsten Monaten brechen wird. Man könne mit Blick auf den Zustand des Baumes eher von Mortalität statt Vitalität sprechen, erklärte er. Außerdem müsse die Stadt ihrer Verkehrssicherungspflicht nachkommen. Orkan „Ela“ hatte vor einigen Jahren eine Kastanie der Allee gefällt, der Baum war in die Zeder gekracht, die seitdem schief steht. Pilzbefall am Boden hat bereits zu einer eine Sollbruchstelle geführt.

Christian Wiglow, der SPD-Fraktionsvorsitzende, wollte sich mit dem kurzfristig drohenden Aus der Zeder nicht abfinden. Er hielt dagegen. Das von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten aus dem Jahr 2014 beinhalte die Aussage, dass es keinen unmittelbaren Handlungszwang gebe, den Baum zu fällen. Der Politiker forderte eine neue Expertise — und konnte sich letztlich mit diesem Antrag nicht durchsetzen.

Hermann Pöhling, der Fraktionschef der Grünen, versuchte es mit einem Kompromiss. Er betonte: „Es muss doch möglich sein, dass sich ein Gutachter im Sommer den Baum noch einmal anschaut.“ Dann könne man immer noch über die Zukunft des Baumes entscheiden. CDU-Fraktionschef Ewald Vielhaus und Jutta Besta-Hecker von der Bürger Union sagten, dass man sich mit dem Schicksal des Baumes abfinden müsse. „Wir können diese Zeder nicht retten“, erklärte Besta-Hecker. Und auch für die FDP stand fest, dass die Stadt handeln muss. Hannelore Hanning, Fraktionschefin der Liberalen, blickte bereits in die Zukunft: „Es wird eine neue Zeder als Ersatz geben, und dann werden die Ratinger Bürger ihre Freude daran haben“, meinte die Politikerin.

Für die neue Bürgerinitiative, die zahlreiche Unterschriften für den Erhalt des Baumes gesammelt hatte, war es hingegen eine enttäuschende Sitzung im Freizeithaus West. Heiner Dörffel, der Sprecher der Initiative, hatte angekündigt, dass man die Gelegenheit nutzen werde, ein paar Worte zu sagen. Doch die Chance bekam er erst gar nicht. Der Vorstoß von Wiglow, zumindest einen kleinen Redebeitrag der Initiative zuzulassen, wurde von der Mehrheit des Rates abgelehnt. Man hatte offenbar genug von der Debatte.

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