Schadstoff: Asbestfund im Kindergarten

Das Gebäude am Bleibergweg wurde geräumt. Die Kinder sind derzeit im Gemeindezentrum untergebracht.

Lintorf. Das war eine ganz böse Überraschung, die die Handwerker im evangelischen Kindergarten am Bleibergweg zutage förderten: Asbest und künstliche Mineralfasern. Bei der Sanierung des Gebäudes, das in den 1970er-Jahren errichtet wurde, stießen die Arbeiter auf die gesundheitsschädlichen Stoffe. Der Kindergarten wurde sofort geräumt, die Gruppen komplett im Gemeindezentrum nebenan untergebracht.

Wie Pfarrer Michael Diezun auf Anfrage der WZ bestätigt, ist der Asbest in den Platten der abgehängten Decken enthalten. Auch die alte Wärmedämmung ist problematisch: Sie enthält noch die damals üblichen Mineralfasern, die inzwischen als gesundheitsschädlich eingestuft sind. „Dass diese Stoffe drin sind, ist erst beim Umbau aufgefallen“, berichtet Diezun.

Der Pfarrer ärgert sich, dass bei Voruntersuchungen keine Firma auf die Idee gekommen sei, dass gerade in Hinblick auf das Baujahr der Gebäude das Material bedenklich sein könnte. Ein Bauarbeiter habe dann auch ganz unbeschwert drauf los gebohrt, ohne sich Gedanken zu machen. Erst ein Handwerker stellte die entscheidende Frage: Ist bei dem Alter des Hauses in den Decken vielleicht Asbest drin?

In Schutzanzügen mussten die Arbeiter dann sämtliche Platten entfernen und in Spezialcontainern als Sondermüll entsorgen. In dieser Woche sollten die Arbeiten abgeschlossen sein, hatte die Sanierungsfirma „hoch und heilig“ versprochen, so Diezun.

Doch dann erwies sich auch der Unterbau als problematisch: Die Holzkonstruktion besteht aus Balken und Latten, auf deren rauer Oberfläche sich die Stäube und Fasern festgesetzt haben. Daher muss jetzt auch die gesamt Holzkonstruktion aufwändig gesäubert werden. Diezun lakonisch: „Man soll eben nur an Gott, nicht an Handwerker glauben.“

Um wie viel sich die Sanierung jetzt verteuert, könne noch nicht abgeschätzt werden. Die Kirchengemeinde will zunächst noch eventuelle Haftungsfragen prüfen. Viel schlimmer ist für Diezun, dass das Gemeindeleben zusammengebrochen ist: Das Gemeindezentrum ist als Veranstaltungsort im Stadtteil beliebt und auf Monate hinaus ausgebucht.

Mit der Auslagerung des Kindergartens stehen derzeit aber nur noch zwei Räume zur Verfügung. Veranstaltungen, Termine und Feiern mussten abgesagt und verschoben werden.

Besorgten Eltern kann der Pfarrer aber versichern: „Nachdem, was wir wissen, hat keinerlei Gesundheitsgefährdung bestanden — auch nicht für Kinder früherer Jahrgänge.“ Das hätten auch Luftmessungen ergeben. Gefährlich werde es erst, wenn man die Materialien anfasse.

Die Gemeinde befürchtet, dass es noch weitere Asbestfunde geben könnte: Bis aufs Gemeindezentrum seien in allen Wohn- und Nebenräumen zur Feuer- und Wärmedämmung damals die Platten und Mineralfasermatten eingebaut worden.

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