Ratinger Tafel deckt immer mehr Tische

Jede Woche nutzen etwa 300 Bedürftige das Angebot, kostenfrei Lebensmittel einkaufen zu können. Vor drei Jahren waren es gerade einmal 100.

Ratingen. Auch zwischen den Jahren ist die Not groß. Während viele andere in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr in den Ferien sind und die Zeit einfach Zeit sein lassen, sind die Ehrenamtler der Ratinger Tafel im Einsatz — manche von ihnen sogar jeden Tag, viele Stunden lang.

So zum Beispiel Ingrid Bauer. Sie leitet die Tafel, dessen Träger der Sozialdienst Katholischer Frauen und die Diakonie sind. Wie viel Zeit sie in der Woche genau in ihre ehrenamtliche Arbeit investiert, kann sie nicht sagen. „Das ist auch nicht so wichtig. Wichtig ist nur, dass den Bedürftigen geholfen wird“, sagt sie.

Und immer mehr von ihnen nutzen das Angebot, um sich kostenfrei mit Lebensmitteln zu versorgen. 2008 hat die Ratinger Tafel das erste Mal ihre Pforten an der Grütstraße eröffnet. Damals kamen laut Bauer rund 100 Menschen, um „einzukaufen“. Heute, drei Jahre später sind es schon 300, manchmal 400 Leute.

„Wenn wir bedenken, dass im Durchschnitt jede Person für etwa zwei weitere einkauft, können wir davon ausgehen, dass in der Woche rund 600 bis 800 Personen von der Tafel profitieren“, sagt Bauer.

Die Ehrenamtliche wertet das als Erfolg ihrer Arbeit und die ihrer Kollegen. „Es liegt aber sicherlich auch daran, dass einerseits die Tafel bekannter, andererseits aber auch die Not bei den Leuten größer geworden ist“, sagt sie. Fest stünde aber auch, dass immer noch nicht alle Bedürftigen versorgt sind, auch wenn die Zahl der Tafel-Besucher gestiegen sei.

Denn insgesamt hätten 5000 Menschen aus dem ganzen Stadtgebiet ein Recht darauf, das Angebot der Ratinger Tafel zu nutzen. „Insofern sind die 300 Besucher pro Woche immer noch ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Bauer, die hofft, dass noch mehr Bedürftige das Angebot annehmen. „Wir sind dazu in der Lage, weil wir keine Probleme mit Lieferanten haben.“ Das Netz aus Unternehmen und Einzelhändlern, die der Tafel Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs zur Verfügung stellen, sei gut. Damit sticht die Ratinger Tafel im Gegensatz einigen anderen im ganzen Bundesgebiet heraus, da manche von ihnen Probleme haben, die Versorgung der Kunden mit Lebensmitteln sicherzustellen.

Besonders zufrieden sein können die Tafel-Mitarbeiter mit der Entwicklung der Zahl der Ehrenamtler. 120 von ihnen sind bei der Tafel engagiert. „Nicht alle sind natürlich jede Woche im Einsatz. Um die Arbeit erledigen zu können, die gemacht werden muss, sind 15 bis 17 Ehrenamtler an jedem Ausgabetag vor Ort“, sagt Bauer.

Sie sortieren dann die Waren, die die 30 Fahrer bringen, nehmen die Anmeldungen der Kunden entgegen oder sind selbst in den Stadtteilen unterwegs, um Lebensmittel und andere Dinge, die täglich gebraucht werden, zu den Menschen zu bringen — ein Service der Ratinger Tafel, den es in dieser Form auch nicht so oft gibt. „Ältere Menschen zum Beispiel, die nicht zu uns kommen können, aber auf Hilfe angewiesen sind, können uns Bescheid geben. Wir liefern dann nach Hause“, sagt Bauer.

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