Kultur in Ratingen Orgelwelten entfesseln Freiheit

Ratingen · Internationale Gäste präsentieren an vier aufeinanderfolgenden Freitagen Orgelwerke zum Thema Freiheit. Am 17. September um 20 Uhr beginnt die Reihe in der Kirche St. Peter und Paul.

 Kantor und Konzertorganist Ansgar Wallenhorst verhalf St. Peter und Paul dazu, zu einem der führenden Zentren der Kirchenmusik in Deutschland zu werden.  Ihm ist es wichtig, dass Künstler kommen, die etwas zu sagen haben und bereichernd wirken.

Kantor und Konzertorganist Ansgar Wallenhorst verhalf St. Peter und Paul dazu, zu einem der führenden Zentren der Kirchenmusik in Deutschland zu werden.  Ihm ist es wichtig, dass Künstler kommen, die etwas zu sagen haben und bereichernd wirken.

Foto: St. Peter und Paul

(Red) Ein Jahr lang herrschte Stille bei den Ratinger Orgelwelten. Jetzt melden sie sich mit dem Organistival zurück. An vier aufeinanderfolgenden Freitagen sind Gäste aus der ganzen Welt zu Besuch in Ratingen. Angelehnt an das Jahresthema – frei sein – wollen sie musikalisch ausloten, was menschliche Freiheit ausmacht, was sie so kostbar macht, wo wir sie finden.

„Wir brauchen echte Frei-Räume, die unseren Alltag, das Gewohnte, das Vertraute unterbrechen. Sie dürfen nicht verzweckt sein, keinen „output“ von uns abverlangen, sondern es müssen Räume sein, wo wir einfach da sein können. Musik ist so ein Frei-Raum ohne Zwänge, in dem wir aus der Stille auf eine Klangreise geführt werden“, erklärt Ansgar Wallenhorst.

Der Ratinger Kantor hat als künstlerischer Leiter der Orgelwelten Ratingen Gäste aus über 20 Ländern an seine Orgel geführt. Dabei ist ihm wichtig, dass es Künstler mit einer Mission sind, die etwas zu sagen haben und bereichernd wirken. „Nach einem Abend mit einem solchen Gast, sind wir rundum erneuert und gehen anders in den nächsten Tag, anders und achtsamer miteinander um. Musik ruft uns den Vorrang der Sorge für den Anderen vor der Sorge sich selbst wieder ins Bewusstsein“, resümiert Wallenhorst.

 Zuzana Ferjencikova und Jean-Baptiste Monnot sind am 17. September zu Gast. Sie spielen Werke von Liszt, Tschaikovsky und Guillou.

Zuzana Ferjencikova und Jean-Baptiste Monnot sind am 17. September zu Gast. Sie spielen Werke von Liszt, Tschaikovsky und Guillou.

Foto: St. Peter und Paul

Jean Guillou hat als Visionär die Orgelkultur bereichert, inspiriert, provoziert und war ein Mensch, Interpret, Komponist und Improvisator, der uns immer neu beflügelt hat. Ihm, dem letzten Schüler Marcel Duprés, der begeistert ins Ratinger Orgelgästebuch schrieb „Eine Orgel mit Persönlichkeit“, widmen Zuzana Ferjencikova (Fribourg/ Rotterdam), Jean-Baptiste Monnot (Rouen) und Ansgar Wallenhorst als Guillou-Schüler gemeinsam eine Hommage am Freitag, 17. September, um 20 Uhr mit Werken von Liszt, Tschaikovsky, Guillou und Improvisation.

Jean-Pierre Leguay, organiste titulaire émérite von Notre Dame de Paris, hat als Schüler von André Marchal, Gaston Litaize, Rolande Falcinelli und Olivier Messiaen seinen ganz persönlichen Weg als Interpret, Komponist und Improvisator gefunden. Er hat buchstäblich die Alchemie der Klänge erforscht und mit diesem Wissen immer wieder neue Freiräume geschaffen. Der letzte Vertreter der großen Tradition blinder Orgelvirtuosen wird sein für 2020 geplantes Konzert mit Musik von Bach, Franck, Liszt und eigenen Werken am Freitag, 24. September, um 20 Uhr nachholen.

 Ansgar Wallenhorst  Jean Guillou  Jean-Pierre Leguay

Ansgar Wallenhorst Jean Guillou Jean-Pierre Leguay

Foto: St. Peter und Paul

Marcel Dupré, dessen 50. Todestag die Musikwelt in diesem Jahr begeht, hat im Amerika der 1920-er Jahre neue Impulse für die Orgelkultur in Frankreich und Europa empfangen und in seinen Werken umgesetzt. Tobias Frank, Kantor an St. Lukas, dem „evangelischen Dom“ von München und Initiator des Projektes „Dupré digital“, wird die 2ème Symphonie von Dupré in ihren Kontext amerikanischer Orgelmusik einordnen und im Konzert am Freitag, 1. Oktober, um 20 Uhr „Dupré in Amerika“ vorstellen.

Die Gäste auf der Empore von St. Peter und Paul und seit 2012 am neuen ultramodernen Konzertspieltisch im Kirchenschiff haben die Entwicklung der Seifert-Orgel aus dem Jahr 1953 in wachsenden Jahresringen erlebt: von der im Jahr 1998 überarbeiteten bis hin zur „fluiden Orgel“, an der sich mit innovativer Technik nicht nur unendliche Varianten mischen, sondern ganz individuelle, freie Klangkreationen und nie gehörte Klangwellen erzeugen lassen. Im vierten Frei-Raum am Freitag, 8. Oktober, um 20 Uhr wird Trevor Grahl sein Auftragswerk für die Einweihung der Utopa Barock-Orgel im Orgelpark Amsterdam – ausgestattet mit der Steuerungstechnik aus Ratingen – in St. Peter und Paul inszenieren: In sieben Abschnitten folgt der Zyklus „Of ancient days“ dem Schöpfungsbericht der Genesis und erschafft dank der Orgelsteuerungstechnik völlig neue Klangskulpturen aus dem Nichts. Die derzeitige Stipendiatin Francesca Ajossa spielt alternierend zu dem Zyklus Johann Sebastian Bachs Partita sopra „Sei gegrüßet, Jesu gütig“ BWV 768, ein Meisterwerk der Choral-Variationskunst.

Die Ratinger Kirchenmusik an St. Peter und Paul unter Leitung von Kantor und Konzertorganist Ansgar Wallenhorst zählt zu den führenden Zentren für Kirchenmusik in Deutschland. Das Programm umfasst: Internationale Orgelkonzertreihen, Musik in der Liturgie und Chorangebote in 16 Ensembles mit über 300 Aktiven, Kooperationen mit dem Ipsar Rom, dem Orgelpark Amsterdam und dem Zentrum für Alte Musik in Den Haag sowie das Jugendprogramm „organ4U(th)“ und Schulprojekte. Die Orgelwelten Ratingen erteilen Kompositionsaufträge, vergeben Graduierten-Stipendien und bieten in ihrer Akademie verschiedene Formen der Aus- und Weiterbildung. 2012 wurde mit dem Projekt „Klangvision 2010 plus“ der Prototyp einer neuen Orgelsteuerungstechnik realisiert: die „fluide“ Orgel.

Gemäß der aktuellen Corona-Schutzverordnung gibt es begrenzten Plätze mit Registrierung am Hauptportal jeweils ab 19.30 Uhr. Eintritt frei – Spenden erbeten!

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