Ratinger Feuerwehr ist seit Tagen im Dauereinsatz

Das Kanalsystem konnte die Wassermassen nach den starken Regenfällen nicht aufnehmen, es kam zu Überflutungen.

Ratinger Feuerwehr ist seit Tagen im Dauereinsatz
Foto: Achim Blazy

Ratingen. Die Ratinger Feuerwehr kommt nicht zur Ruhe — und dies liegt vor allem am Wetter. Die Wassermassen, die am Dienstagabend die Stadt in einigen Bereichen quasi geflutet hatten, stellten die Einsatzkräfte zum Teil vor sehr große Probleme. Feuerwehrchef René Schubert bilanzierte, dass es allein an diesem Dienstagabend 365 Einsätze gegeben habe. Doch auch in den folgenden Tagen ging es weiter mit der Schwerstarbeit, so am vergangenen Donnerstag (Fronleichnam), an dem den ganzen Tag über die Sonne schien.

Die Wehr kam aus anderen Gründen ins Schwitzen: Eine hohe Zahl spezieller Schläuche für die Hochleistungspumpen, von denen zwei in Ratingen bereitgehalten werden, mussten gereinigt werden. Da sich die Aufräumarbeiten über den gesamten Tag strecken würden, hatten die Kollegen der Berufsfeuerwehr gar keine Zeit — weder zum Ausruhen von den intensiven Tagen zuvor noch für neue Einsätze.

Es sollte aber anders kommen: Am Donnerstagvormittag wurde man zu einem Wasserschaden alarmiert. Um 11.22 Uhr gab eine weitere Alarmierung zu einem brennenden Kamin in Homberg. Hierzu rückten neben der Berufsfeuerwehr mit Löschfahrzeug, Drehleiter und Führungsdienst auch die freiwillige Feuerwehr aus Homberg und Schwarzbach sowie der Rettungsdienst aus. Einsatzkräfte gingen mit schwerem Atemschutz ins Haus, der Kamin wurde kontrolliert, gesäubert und vorerst stillgelegt.

Auf der Hauptfeuerwache warteten unterdessen schon die Kollegen der Feuerwehr Erkrath, um sich einen der Ratinger Rettungswagen auszuleihen. In Erkrath war es unvorhersehbar zu einem Mangel an Rettungsdienstfahrzeugen gekommen.

Gegen 14 Uhr ging es zu einer durch Öl verschmutzten Fahrbahn in Hösel. Der Einsatz dauerte wegen Wartezeiten und der komplizierten Tätigkeit insgesamt über vier Stunden. Den Alarm zu einer hilflosen Person in einem Aufzug in Ratingen West nahm das Team eines Löschfahrzeugs wahr, da hier gemäß Einsatzkonzept mehrere Leute gebraucht werden. Unterdessen wurde in Ratingen West ein weiterer Wasserschaden gemeldet.

Noch während der Einsatzbearbeitung des Wasserschadens kam es um 18.52 Uhr zu einem Großalarm, diesmal in Lintorf: Die Brandmeldeanlage eines Krankenhauses hatte ausgelöst. Die Standorte Mitte, Lintorf und Breitscheid der freiwilligen Feuerwehr rückten neben den Kollegen der Berufsfeuerwehr und dem Rettungsdienst aus. Nach Eintreffen der ersten Kräfte stellte sich heraus, dass ein Druckknopfmelder eingeschlagen wurde — ohne erkennbaren Grund. Allein am Donnerstag gab es insgesamt rund 40 Einsätze.

Unterdessen äußerten Bürger Kritik an der Stadt: Das Kanalnetz funktioniere bei größeren Natur-Ereignissen einfach nicht, so zum Beispiel in Tiefenbroich und West. Bei der Stadt sagte man, dass das Kanalsystem für solch enorme Wassermengen nicht konzipiert sei. Man werde die aktuellen Geschehnisse aber genau analysieren, hieß es aus dem Bereich Stadtentwässerung.

Fakt ist: Gegen örtlich begrenzte sintflutartige Wolkenbrüche kommt kein Kanal an. Oft drücken die braunen Fluten dann aus dem überlasteten Kanal in die Keller — wie zum Beispiel im Bereich Bachstraße, Neunerweg, Dechenstraße und Scheifenkamp. Dort hatte es im Kanalsystem vor längerer Zeit eine Panne gegeben, der Druck stieg derart an, dass auch die eingebauten Rückstauventile nachgaben.

„Für alle Schäden durch Rückstau haften Grundstückseigentümer selbst. Hausbesitzer sollten rechtzeitig geeignete Vorkehrungen treffen, um sich vor der Gefahr eines unkalkulierbaren Rückstaus und einer Überflutung bei Starkregen an und in den eigenen vier Wänden zu schützen“, heißt es bei der Verbraucherzentrale NRW.

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