Ratingen Hund tötet trächtige Ricke

Ratingen/Heiligenhaus. · Am Freitagabend verletzt ein nicht angeleinter Hund in Hösel eine tragende Ricke tödlich. Am Samstag wird ein Kitz leblos im Dickelsbach gefunden, vermutlich von Hunden zu Tode gehetzt.

 Wenn freilaufende Hunde Rehe aufscheuchen, entwickelt sich oft eine lange Jagd. Oft kommt es zu Unfällen oder die Tiere verfangen sich in Zäunen.

Wenn freilaufende Hunde Rehe aufscheuchen, entwickelt sich oft eine lange Jagd. Oft kommt es zu Unfällen oder die Tiere verfangen sich in Zäunen.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Es hätte eine entspannte Gassirunde werden sollen. Kinder zogen am Freitagabend mit dem Hund los. Kaum im Wald sollte der Vierbeiner sich ohne Leine austoben. Der Hund entdeckt im Feld ein Reh – das Drama nimmt seinen Lauf. Die Ricke, obendrein trächtig, verendet qualvoll. Die Kinder sind geschockt, können die Bilder kaum verarbeiten.

Kein Einzelfall, weiß Alexander Heinz, der in den Hegeringen Ratingen und Heiligenhaus Mitglied ist. In Heiligenhaus wurde ein Reh von drei Hunden so lange gehetzt, dass es erlöst werden musste. Einige Tage später fanden Jäger zwei Kitze, mit Bissverletzungen. Erst am Samstag wurde ein Kitz ertrunken im Dickelsbach gefunden. Vermutlich zu Tode gehetzt. Insgesamt fielen allein in den vergangenen Tagen in Ratingen und Heiligenhaus sieben Tiere freilaufenden Hunden zum Opfer. Der Hegering vermutet eine weit höhere Dunkelziffer.

„Hundeführer richten einen großen Schaden an“, so Alexander Heinz. „Wir betreiben einen großen Aufwand, um Kitze vor dem Mähtod zu bewahren, indem wir mit Drohnen über die Felder fliegen.“ Diese Bemühungen werden dann durch freilaufende Hunde zerstört.

„Innerhalb der letzten Monate hat der Besucherverkehr im Wald stark zugenommen“, erklärt Heinz. „Das Wild ist teilweise dazu übergegangen, neben den üblichen Setzplätzen vermeintlich sichere Hochgraslagen in der Nähe von Wegen zu nutzen. Geht ein Mensch vorbei, reagiert das Kitz nicht. Hunde wecken den Fluchtinstinkt. Geht der Hund angeleint vorüber, kehrt das Kitz in sein Versteck zurück. Ist es mehr als 30 Meter entfernt, kann die Ricke es nicht mehr finden.“

Werden Hundehalter angesprochen, reagieren sie häufig uneinsichtig. Meistens pochen sie darauf, dass im Wald keine Leinenpflicht gilt. „Auf den Wegen nicht“, bestätigt Alexander Heinz. Aber nur, wenn der Hund sicher abrufbar ist. Utopisch, weiß Heinz. „Einem Hund kann man beibringen, dass er nicht jagt. Ist ein untrainierter Haushund einmal im Jagdmodus, hat der Halter kaum eine Chance.“

Henning Boßmann von den Spee’schen Forstbetrieben kann das bestätigen. „Wir finden rund 20 bis 30 gerissene Kitze jedes Jahr.“ Ein gehetztes Tier verfing sich in einem Zaun und verletzte sich schwer. Andere werden auf der Flucht von Autos erfasst. „Auch junge Hasen werden von Hunden totgeschüttelt oder Jungtiere verlieren ihre Eltern. Zurzeit zieht ein Mitarbeiter Fuchswelpen mit der Hand auf.“

„Viele Hunde sind unerzogen, die Halter uneinsichtig“, so Boßmann, der durchaus verstehen kann, dass die Menschen im Wald Ruhe suchen. Aber: „Ich wünsche mir, dass der Wald weniger als Konsumgut, sondern mehr als Lebensraum wahrgenommen wird.“ Alexander Heinz und Henning Boßmann appellieren deshalb an die Hundehalter: „Bitte bleiben Sie auf den Wegen und leinen Sie in der Brut- und Setzzeit Ihre Hunde an.“

Die beiden Naturliebhaber sind sich einig: Das Zusammenspiel von Mensch und Tier in den heimischen Wäldern funktioniert nur mit Respekt und Rücksichtnahme.

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