Ratingen: Besorgter Blick in die Zukunft

Der Ratinger Autor Ulrich Scharfenorth zeichnet in seinem jüngsten Buch ein so umfassendes wie düsteres Bild der Gesellschaft, gibt Denkanstöße und ruft zum Handeln auf.

Ratingen. Als Ulrich Scharfenorth im März 2007 erstmals sein Buchprojekt "Störfall Zukunft" vorstellte, waren die Reaktionen gespalten, und mancher warf dem Autoren vor, sein "Blick in die Zukunft" sei die reine Schwarzmalerei. Der Journalist Scharfenorth hatte sich zum Ziel gesetzt, Prognosen über eine mögliche Zukunft unserer Welt stellen zu können, indem er die Gegenwart gründlich unter die Lupe nehmen wollte: "Zukunftsforscher arbeiten in der Regel sehr eindimensional und lassen das weite Umfeld außer Acht.

So kann man aber keine Prognosen für einzelne Bereiche erstellen: man muss alle Prozesse, die parallel und ineinandergreifend ablaufen, gemeinsam untersuchen", ist der Wahlratinger sicher. Diesen Fehler versuchte er durch langwierige, akribische Recherche zu vermeiden, informierte sich über die unterschiedlichsten Fachbereiche und vernetzte die gesammelten Informationen zu einem - natürlich noch immer unvollständigen - Gesamtbild.

Nun ist der 632 Seiten starke Band im Verlag Heiner Labonde erschienen und die Diskussion kann weiter gehen. "Ich bin kein Horrormaler, ich will auf Probleme hinweisen, aber ich hoffe doch, dass wir den Horizont erreichen!", erklärte Scharfenorth. Sein "erzieherisches Sachbuch" gibt ihm dabei Recht. Es erklärt, definiert und vermittelt Wissen, bleibt dabei aber auch und gerade für Laien verständlich und gut lesbar.

In 15 Kapiteln werden Bereiche wie Wirtschaft, Technik oder Umwelt behandelt. Infoblöcke liefern die harten Fakten, im Text analysiert Scharfenorth die aktuelle Lage und versucht, zukünftige Entwicklungen zu erkennen. Das tut er einerseits stets gestützt durch Fakten, aber durchaus provokativ und ohne Rücksicht auf gängige Meinungstrends.

Dass nicht jeder Leser mit diesen Thesen und Ideen einverstanden sein kann und muss, ist klar - wer Denkanstöße liefern will, darf nicht vor Konfrontationen zurückschrecken. So bezweifelt der Autor etwa, dass CO2 der "Klimakiller Nr. 1" sei, ohne dabei den Verursachern in die Hände zu spielen, denn: "Man kann nicht abwarten, bis alle Fragen geklärt sind, sondern muss etwas unternehmen, anstatt vorsichtshalber gar nichts zu tun."

Es geht nicht um Panikmache oder Schwarzmalerei, sondern um eine argumentativ gehaltene Kritik an bestehender Ungerechtigkeit, Misswirtschaft und Fehlentwicklung, um Alternativen anzudenken. Dazu gehören Lösungsansätze und Anregungen ebenso, wie klare Schuldzuweisungen.

In Gefahren und Konflikten werden auch die potentiellen Chancen erkannt, die sie darstellen. Wer ideologische Scheuklappen erwartet, wird jedenfalls enttäuscht. Man kann die Herangehensweise an das Thema Zukunft für naiv halten, aber tatsächlich bietet es in konzentrierter Form mehr Anregungen und Denkanstöße, als andere, meist spekulative Zukunftsentwürfe, die zwischen Schreckensvision und Fortschrittshörigkeit pendeln.

Letztlich folgt das Buch dem Glauben daran, dass eine bessere und gerechtere Welt für alle möglich sein kann. Scharfenorths Appell: "Jetzt ist die Zeit, etwas zu ändern!"

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