Lebenshilfe in Ratingen Bernd Goebel will mehr Umgang mit Behinderungen

Ratingen.  · Der neue Leiter des Familienunterstützenden Dienstes (FUD) berät Eltern von Kindern mit Behinderung.

 Bernd Goebel, neuer Leiter des FUD der Lebenshilfe, arbeitet sich zurzeit in seine neuen Aufgaben ein.

Bernd Goebel, neuer Leiter des FUD der Lebenshilfe, arbeitet sich zurzeit in seine neuen Aufgaben ein.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Für viele sei die Inklusion von Menschen mit Behinderung immer noch ein Problem, sagt Bernd Goebel, neuer Leiter des Familienunterstützenden Dienstes (FUD). „Das liegt vor allem daran, dass wir so wenig Menschen mit Behinderung im Alltag sehen und so Berührungsängste entstehen.“ Früher seien Menschen mit Behinderung von den „Normalos“ separiert worden. Der sichere Umgang miteinander fehlt von beiden Seiten – auch heute noch.

Um diese Distanz aufzuheben und Familien zu unterstützen, vermittelt der FUD Betreuer für die Begleitung und Förderung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit einer Behinderung. Aufgabe der Betreuer ist es, Freizeit mit ihnen zu verbringen – ins Kino, auf ein Konzert oder spazieren gehen. Viel wichtiger sei es jedoch, dass sie die Normalitäten des Alltags mit erleben. „Menschen mit Behinderung sollen am normalen Leben teilhaben, einkaufen gehen oder Bus fahren. Sie müssen fester Teil unseres Alltags werden“, erklärt der 48-Jährige. Die große Herausforderung seiner neuen Position sei es, den großen Bedarf an Betreuern zu decken. Im Moment gebe es nur wenige Betreuer und viele zu Betreuende. Und das, obwohl die Nachfrage stetig steigt: „Viele Familien mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung haben sich lange nicht eingestanden, dass sie Hilfe brauchen und gemeint, sie müssen den Alltag mit einem Kind mit Behinderung alleine stemmen. Langsam aber sicher verändert sich dieser Anspruch.“ Wenn er Familien besucht, die einen Betreuer benötigen, sei er oft geschockt von den Zuständen. „Ich frage mich dann, warum nicht schon viel eher nach Hilfe gefragt wurde.“

Denn von einer häuslichen Betreuung würden alle profitieren: Zum einen entlaste es die Familie, die sich für ein paar Stunden die Woche nicht der großen Aufgabe der Betreuung widmen müsse. Zum anderen sei es für den zu Betreuenden eine Abwechslung, etwas anderes zu sehen und zu erleben als die eigenen vier Wände. Zwar sei die Tätigkeit mit zehn Euro die Stunde finanziell nicht anreizend, doch auch für Betreuer gebe es Vorteile: „Macht sich gut im Lebenslauf, vor allem für Studenten im sozialen Bereich. Außerdem ist die Tätigkeit sehr erfüllend.“

Pädagogische Kenntnisse
sind gut, aber kein Muss

 Pädagogische Kenntnisse sind für den Job zwar von Vorteil, aber kein Muss. Viel wichtiger ist eine empathische und aufgeschlossene Persönlichkeit. Natürlich sollte der Betreuer auf die Bedürfnisse des Menschen mit Behinderung einzugehen. Abgesehen davon sei ein normaler, selbstverständlicher Umgang mit dem Menschen und seinem Handicap von Vorteil. „Und alles mit Humor zu nehmen. Das hilft in den meisten Situationen ungemein.“ Seit 28 Jahren arbeitet Goebel mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zusammen. Nachdem er seine Ausbildung zum Erzieher beendete, studierte er Soziale Arbeit. Seine Abschlussarbeit befasste sich mit dem Thema Coaching – auch heute noch einer seiner Schwerpunkte. Anschließend arbeitete er in der stationären Jugendhilfe, unter anderem in Italien, Spanien und Schottland. Vor 12 Jahren entschloss er sich, seine Tätigkeit als Angestellter beim Jugendamt Düsseldorf aufzugeben, um freiberuflich eine Wohngruppe aufzubauen, die er bis September 2019 leitete. Goebel möchte die Einzel- und Gruppenbetreuung für Menschen mit Behinderung in Form von Freizeitgruppen in den Wohnheimen weiter ausbauen. Diese sollen auch in den Wohnheimen in Ratingen, Langenfeld, Heiligenhaus und Velbert ein fester Bestandteil des Wohnheimalltag werden.

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