Rathaus-Abriss schwächt City

Die Verwaltung ist weg — und jetzt auch die Kundschaft in der Innenstadt.

Ratingen. Seitdem das Rathaus von mehr als 1000 Mitarbeitern verlassen wurde, mehren sich in der Innenstadt Stimmen, dass der Umsatz beim Einzelhandel spürbar zurückgegangen sei. Viele der Rathaus-Mitarbeiter sind an anderen Orten untergerbacht, Besorgungen mal eben in der Mittagspause oder nach der Arbeit fielen dann zumindest für die City weg, so die Mutmaßung. Was ist dran an den Spekulationen? Wir fragten Einzelhändler.

Ingo Bargatzky, Weinparlament: „Möglich, dass die rückläufigen Umsätze mit dem Wegzug der Rathaus-Mitarbeiter zu tun haben. Es ist aber zum jetzigen Zeitpunkt schwierig, diese These belastbar zu vertreten. Die Flaute kann auch auf die Ferienzeit zurückzuführen sein.“ Nur knappe sechs Wochen Zeitspanne zwischen Sommer- und Herbstferien hätten dafür gesorgt, dass eigentlich „permanente Abwesenheit von Kunden“ zu spüren gewesen sei.

Detlef Mayer vom DEMA Schuh-Fachgeschäft verweist auf seinen hohen Anteil an Stammkunden. „Wir können keine Umsatz-Rückgänge verzeichnen, im Gegenteil.“ Man habe die Kundenkartei seit 2010 kontinuierlich ausgebaut und mittlerweile über 4000 Adressen von Damen. Per E-Mail und Post mache man regelmäßig auf sich aufmerksam, gratuliert auch zum Geburtstag.

Mayer: „Kunden, die bei uns kaufen, kaufen aber auch bei anderen Geschäften auf der Bechemer Straße, so dass unsere Maßnahmen auch anderen Geschäften zu Gute kommen.“ Manuela Kessler (Möllmann), Vorsitzende der Werbegemeinschaft City-Kauf: „Das Hauptproblem ist nicht der Wegzug der Mitarbeiter, sondern der Wegfall der Parkplätze unter dem Rathaus.

Hilmar Loy, Kassierer beim City-Kauf: „Es ist weniger der Wegzug der Rathaus-Mitarbeiter, der zu Umsatzrückgängen führt, sondern die Schließung der Rathaus-Tiefgarage mit 100 Stellplätzen.“ Da helfe auch nicht das vermeintliche Gegenargument, dass das Parkhaus unter dem neuen Stadttor (C&A) mit 55 Plätzen angeblich immer fast leerstehen, das müsse differenziert betrachtet werden: „Das C&A-Parkhaus wird nur deswegen nicht so gut angenommen, weil erstens noch ein großes Ladenlokal im Objekt als zusätzlicher Frequenzbringer leer steht und zweitens dort nur die ersten 30 Minuten kostenlos sind.“

Ein Händler hat einen Kundenzähler am Eingang montiert und führt seit 2010 akribisch Buch. Der „erste große Einbruch“ sei gekommen, als die Gratis-Parkzeit von ehemals zwei Stunden auf eine Stunde reduziert wurde. Unterm Strich sei die Kundenzahl von ehemals etwa 340 bis 350 am Tag auf 300 abgesunken. Die Rathausschließung habe acht bis neun Prozent des Umsatzes gekostet.

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