Ratingen Rainer Vogt kandidiert für die BU

Ratingen. · Der 54-jährige Konditormeister will im Herbst Bürgermeister werden.

In diesen Krisenzeiten fällt es schwer, in den Wahlkampf-Modus zu schalten und den Fokus auf andere Themen zu legen. Rainer Vogt weiß das, und deshalb bedankt er sich zunächst bei den Menschen, die angesichts der gewaltigen Herausforderung, die das Coronavirus mit sich bringt, seit vielen Tagen an ihre Grenzen und darüber hinaus gehen. Polizei, Verwaltung, Feuerwehr sowie die Hilfs- und Rettungsdienste bekommen ein dickes Lob ab. Diese Anmerkung muss sein.

Doch dann kommt der 54-jährige Konditormeister auf die politischen Dinge zu sprechen. Robert Ellenbeck, der Vorsitzende der Bürger Union (BU), hat den Bürgermeister-Kandidaten zuvor kurz vorgestellt, der Beschluss fiel im Führungsgremium der Wählergemeinschaft einstimmig.

Vogt, Gründungsmitglied der BU, seit 2014 stellvertretender Bürgermeister und seit 2017 Vorsitzender der zweitgrößten Fraktion im Rat, nennt viele Dinge, die er als möglicher Chef der Verwaltung besser machen möchte. „In einer großen Krise sind moderne Strukturen Grundpfeiler einer funktionierenden Verwaltung“, sagt der Kaufmann, der seit 21 Jahren selbstständig ist. Telearbeit sei in Ratingen immer noch weitgehend ein Fremdwort, mobiles Arbeiten sei gar nicht möglich. Ein reibungsloser Arbeitsablauf in der Verwaltung bei gleichzeitig gewährleisteter Kinderbetreuung werde deutlich erschwert, betont der Politiker, der seit 2009 im Stadtrat sitzt.

Immer wieder ist von einem schlechten Arbeitsklima im Rathaus die Rede. Dass Oliver Flohr, der Dezernent für Digitales, frustriert abwanderte, ist aus Sicht von Vogt nur die Spitze des Eisbergs. Im Rathaus habe sich eine Art Kontrollwahn breit gemacht, die von der BU seit langem geforderte Mitarbeiterbefragung sei immer noch nicht angeschoben worden, kritisiert er.

Baugesellschaft soll Verfahren beschleunigen und vereinfachen

Bei der Wirtschaftsförderung und beim Gebäudemanagement müsse man personell aufstocken, und auch mit Blick auf die Verbesserung der baulichen Infrastruktur müsse man deutlich zulegen. Vogt schlägt in diesem Zusammenhang die Gründung einer Baugesellschaft vor, die zum Beispiel in Geldern erfolgreich arbeite. „Genehmigungsverfahren dauern deutlich zu lange, Ratingen ist für Architekten und Investoren unattraktiv geworden.“

Während Düsseldorf mehr als 2500 neue Wohnungen pro Jahr fertigstelle, „haben wir in Ratingen weniger als 100 Wohnungen geschafft“. Erheblicher Nachholbedarf bestehe auch mit Blick auf die digitale Ausstattung der Schulen. „Es wäre doch schön, wenn man während der momentanen Zwangsschließung synchrones E-Learning anbieten könnte“, sagt Vogt.

Der Bürgermeister-Kandidat, der auf einer Mitgliederversammlung noch bestätigt werden muss, sieht in einer fehlenden Verwaltungserfahrung keinen Nachteil. Im Gegenteil. „Gerade an dieser Stelle wird deutlich, dass ein Bürgermeister wie Daniel Zimmermann in Monheim, der ohne jedwede Verwaltungserfahrung vor elf Jahren sein Amt antrat, ohne Betriebsblindheit dynamische Prozesse zum Wohl einer Gemeinde auslösen kann“, stellt er fest. Wie der Wahlkampf aussehen werde, sei völlig offen. Man müsse erst einmal die Corona-Krise überstehen, betont er und blickt auf seine BU-Kollegen, die im fast menschenleeren Relaxa-Hotel seinen Ausführungen zugehört haben.

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