Radfahrer blicken nicht mehr durch

Auf der Gerhardstraße will die Stadt mit Piktogrammen und nichtamtlichen Schildern für mehr Klarheit auf der Strecke sorgen.

Radfahrer blicken nicht mehr durch
Foto: abz

Ratingen. Die beiden Beamten der Fahrradstreife hatten neulich auf der Wallstraße gut zu tun: Sie stoppten Radler, die auf der Wallstraße zwischen Brunostraße und Bechemer Straße entgegen der Fahrtrichtung unterwegs waren. Dieses Stück ist eine regelrechte Abkassierfalle: Denn wer die beiden winzigen Abbiegepfeile am Ende des aufgepinsleten Radweges übersieht, fährt gerne mal geradeaus weiter. Auch auf der Gerhardstraße in Süd wurden ahnungslose Radler bereits zur Kasse gebeten: Der alte Radweg ist gar kein „richtiger“, also „benutzungspflichtiger“ Radweg mehr.

PaulaStegert, Fahrradbeauftragte der Stadt

Klaus Weber, CDU-Ratsherr aus Süd, kennt die Situation auf der Gerhardstraße seit vielen Jahren. Früher habe man den Radweg in beide Richtungen befahren können. Das war auch gut so, weil auf einer Straßenseite geparkt werden darf, und sich Autofahrer nicht begegnen können. Radler auf der Fahrbahn würden da nur noch stören. Eine Gesetzesänderung hat aber 2010 die Stadt gezwungen, alte Zöpfe abzuschneiden. „Benutzungspflichtige Radwege in Tempo-30-Zonen sind nicht mehr vorgesehen“, so Paula Stegert, Fahrradbeauftragte der Stadt. Also wurden alle blauen Hinweise auf den Radweg an beiden Enden abgenommen. Zurück blieben verunsicherte Radler, darunter viele Schüler. Die CDU stellte schon 2010 die ersten Anträge, um die Situation zu klären. Selbst die Verwaltung sah ein, „dass die rechtliche Situation dem Großteil der Verkehrsteilnehmer, sowohl Radfahrern als auch Kfz-Fahrern, unklar ist“. Rückblick: Der Radweg war bis zum Sommer 2010 im Zweirichtungsbetrieb benutzungspflichtig, diese Benutzungspflicht ist gemäß StVO aufgehoben worden. Nun ist es ein sogenannter nicht benutzungspflichtiger Radweg, der in rechter Fahrtrichtung durch den Radfahrer befahren werden darf, aber nicht muss, so die Juristen. In Gegenrichtung muss auf der Fahrbahn geradelt werden. Momentan erschließt sich das dem Radler überhaupt nicht — weil es eben keine Schilder gibt, der Radweg für beide Richtungen aber immer noch sehr einladend wirkt. „Autofahrer, die noch die alte Situation kennen, hupen dann auch schon mal böse, wenn ihnen ein Radler auf der Straße entgegenkommt“, hat Weber selbst erlebt. In der jüngsten Ratssitzung wurde beschlossen, mit Piktogrammen auf der Fahrbahn für etwas mehr Klarheit zu sorgen. Zusätzlich, so Stegert, werden nichtamtliche Hinweisschilder an beiden Enden angebracht, um den Radlern die Möglichkeiten aufzuzeigen. Stegert: „Die neuen Regelungen erschließen sich dem Bürger, der sich näher damit beschäftigt hat, nicht intuitiv.“ Das ist eine nette Umschreibung für: „Niemand kapiert’s.“ So stamme die Idee mit den nichtamtlichen Schildern auch von anderen Städten, die ähnliche Probleme hätten, sagte Stegert. Im Fall der Wallstraße aber sei die Regelung klar: Die beiden roten „Einfahrt verboten“-Schilder zeigten klar, dass es nicht mehr weiterginge. Mehr als die beiden Pfeile auf dem Schutzstreifen ginge nicht. Weil es in der Stadt viele ähnliche Beispiele gibt, plant Stegert in der zweiten Jahreshälfte ein Bürgerforum Radverkehr: „Wir wollen unsere Arbeit vorstellen, aber auch das Thema Verkehrsregeln ansprechen.“

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