Ratinger Bauprojekt Asbest in der alten Feuerwache

Ratingen · Die WIR eG will auf dem Gelände ein Mehrgenerationenprojekt verwirklichen. Nun wurden interne Ergebnisse eines Gutachtens bekannt. Die alten, von der Stadt genutzten Gebäude der Feuerwache weisen Asbestbelastungen auf.

 Ein Blick auf die Alte Feuerwache an der Lintorfer Straße. Nun stehen die Ergebnisse eines Schadstoffgutachtens fest.

Ein Blick auf die Alte Feuerwache an der Lintorfer Straße. Nun stehen die Ergebnisse eines Schadstoffgutachtens fest.

Foto: Achim Blazy (abz)

Dieses Schreiben, das bisher nur in einem kleinen Kreis kursierte, wirft ein neues Licht auf die Planungen mit Blick auf das attraktive Gelände an der Alten Feuerwache. Die Stadt will das Areal an der Lintorfer Straße, auf dem ein Mehrgenerationenprojekt der WIR (Wohnen Innovativ in Ratingen) eG entstehen sollte, weiter selbst nutzen.

Nun liegt ein Schadstoffgutachten vor, das wegen möglicher Abrissplanungen in Auftrag gegeben wurde. Darin weisen Experten darauf hin, dass „bei der weiteren Nutzung der Gebäude zu beachten ist, dass bei den Bausubstanzuntersuchungen asbesthaltige Putze und Spachtelmassen im Bereich der Türzargen im Dachgeschoss und in den Spachtelmassen an Wänden und Leichtbauplatten im Flur des ersten und zweiten Obergeschosses des Feuerwehrgebäudes festgestellt wurden“.

Asbest sei außerdem im Fußbodenbelagskleber im Dach und Kellergeschoss des Feuerwehrgebäudes nachgewiesen worden. Weitere asbesthaltige Materialien wurden identifiziert: beispielsweise Lüftungsrohre aus Asbestzement an Heizungen, zudem Asbestzementverkleidung (schwarze Schindeln) und Wellasbestplatten an der Fassade, Asbestzementfensterbänke und asbesthaltiger Fensterkitt.

Die Stadt weiß spätestens seit dem 4. Januar von der Belastung

Für die weitere Nutzung müsse man nach diesen Befunden berücksichtigen, dass bei Eingriffen in die asbestbelastete Bausubstanz, wie zum Beispiel bei Wartungen, Instandhaltungs-, Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen, Asbestfasern in die Luft freigesetzt werden könnten. Man empfehle daher, Arbeiten an diesen Bauteilen vorab gutachterlich bewerten zu lassen.

Der Stadt liegt dieses Schreiben seit dem 4. Januar vor, bisher gab es dazu keine offizielle Stellungnahme – auch nicht zu weiteren möglichen Schritten. Die Verwaltung hatte erklärt, dass man in den nächsten fünf Jahren auf diesem Gelände nichts verändern kann. Es sei angesichts der Pandemieentwicklung nicht planbar, wie lange die Feuerwehr ihre Dislozierungsstrategie aufrechterhalten muss.

Zu dieser Strategie gehört eben auch die Nutzung dieses Standortes. Zudem sind Teile des Amtes 70 (Kommunale Dienste) dort untergebracht.

Der Rat hat sich mit dem Projekt immer wieder intensiv beschäftigt. Klar ist: Die Situation ist verfahren, denn die WIR eG pocht auf die Umsetzung des Projektes – dies mittlerweile auch mit juristischer Unterstützung. Es gibt ein mehrseitiges Schreiben der Dortmunder Anwälte (Schlüter/Graf). Ihm Kern geht es um den Vorwurf, dass die Stadt ihren Verpflichtungen nicht nachkommt.

WIR eG hat offensichtlich
eine Exklusivitätsvereinbarung

Es gebe eine Exklusivitätsvereinbarung mit der WIR eG, an die die Stadt gebunden sei. Diese Vereinbarung sei – auch nach Ablauf der zunächst vorgesehenen Grundlaufzeiten – einvernehmlich fortgesetzt worden. Sollte die Stadt das Vorhaben und den Abschluss des Kaufvertrages weiterhin grundlos blockieren, sollte das Projekt also undurchführbar sein, so wäre die Stadt schadensersatzpflichtig, heißt es in dem Schreiben.

In der Exklusivitätsvereinbarung wurde laut Schreiben festgehalten, dass die Stadt die Verpflichtung eingegangen ist, der Baugruppe das in der Vereinbarung genannte Grundstück für einen Zeitraum von zunächst 15 Monaten zum Erwerb exklusiv anzubieten.

Dazu habe es auch einen korrespondierenden Ratsbeschluss vom 10. Oktober 2017 gegeben. Mittlerweile seien etliche Planungs- und Vorbereitungsschritte hinzugekommen, so auch die zusammen mit der Stadt abgestimmte Beauftragung einer Firma mit der Abrissplanung und der Untersuchung der Altlasten.

Sollte das Projekt scheitern, so würden Lebensbilder und Lebensträume der an diesem Projekt beteiligten Bürger kaputtgehen, betonte die WIR eG.

Bürgermeister Klaus Pesch soll laut Ratsbeschluss in einer Vorlage darstellen, warum die Räumung des Geländes in den kommenden Jahren nicht machbar und das Projekt dort auf absehbare Zeit nicht zu realisieren ist. Diese Ausarbeitung soll im ersten Quartal dieses Jahres den Gremien präsentiert werden.

Der WIR eG läuft die Zeit davon, schließlich ist man auch schon finanziell erheblich in Vorleistung getreten. Zahlreiche Bürger haben ihre persönlichen Planungen eingebracht. 

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