Parkhaus an der Kirchgasse muss abgestützt werden

Statiker warnt vor erhöhtem Risiko: Die oberen Etagen dürfen jetzt nicht mehr angefahren werden.

Ratingen. Dass Beton doch kein Werkstoff für die Ewigkeit ist, wird am Parkhaus an der Kirchgasse augenfällig: Rostspuren ziehen sich über Decken und Wände, Wasser tropft aus Ritzen und sammelt sich in riesigen Pfützen, abgeplatzte Betonstellen an allen Ecken und Enden. Neuerdings weist ein selbst gemaltes Schild an der Einfahrt darauf hin, dass das zweite und dritte Parkdeck gesperrt wurde. Dicke Stahlstützen wurden im Bereich der Rampen aufgestellt.

Draußen blockieren rot-weiße Absperrgitter den Gehweg entlang des maroden Gebäudes. „Das Gebäude ist in keinem guten Zustand, aber es ist standsicher und nutzbar — wenn auch deutlich eingeschränkt“, sagte Horst Künster vom städtischen Gebäudemanagement.

Allerdings hat der Statiker, der auch die Eissporthalle untersucht hatte, jüngst Alarm geschlagen: Wasser, das auf dem obersten Parkdeck gestanden hat, war durchs ganze Haus gesickert und hat sich dabei vor allem in den Dehnungsfugen an den Rampen gesammelt. Durch die Feuchtigkeit rostete der Baustahl, was wiederum dazu führte, dass großflächig Beton abplatzte.

Dem Statiker war das Risiko zu hoch, noch weiterhin auch schwere Limousinen und Geländewagen in das Parkhaus zu lassen. Deshalb hat die Stadt beide oberen Stockwerke komplett abgesperrt. „Oben ist das Gebäude nicht mehr zu retten“, sagte Künster. Um die unterste Rampe zu sichern, wurden Stahlstützen aufgestellt. Außerdem habe man den losen Beton abgeschlagen. „Dadurch sieht jetzt alles noch hässlicher aus.“

Viele Nutzer lassen skeptisch den Blick schweifen, wenn sie im Parkhaus aus dem Auto steigen. „Das ist schon ein bisschen gruselig hier“, sagte Julia Roth, die regelmäßig die Kirchgasse ansteuert. „Wenn es nicht so zentral läge, würde ich es gar nicht nutzen. Das sieht alles wenig vertrauenerweckend aus.“ Rupert Balman sah es pragmatisch: „Wenn es nicht mehr benutzbar wäre, würde die Stadt es doch nicht offen lassen.“ Dass das Parkhaus überhaupt so herunterkommen konnte, verstehe er allerdings nicht.

Eigentlich sollte das Parkhaus längst von Abbruchbaggern niedergemacht sein. Bekanntlich will die Interboden-Tochter „Treuhoch“ an dieser Stelle das „Suitbertus-Quartier“, einen neuen Wohn- und Geschäftskomplex, errichten. Da die ursprünglich geplante Vermarktung mit größeren Ladenflächen nicht funktioniert, versuche der Investor es jetzt mit etwas kleinteiligeren Flächen, sagte der Erste Beigeordnete Klaus-Konrad Pesch. Eine Erhöhung des Wohnungsanteils zulasten der Ladenflächen lehnt die Stadt mit Hinweis auf die geschlossenen Verträge ab. Pesch: „Sonst müsste das gesamte Projekt wieder zurück in die politischen Gremien.“

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