Ratingen Zwischennutzung hilft der Jugendherberge durch Krise

Ratingen. · Die Sommertour der SPD-Bundestagsabgeordneten steht unter dem Titel „Corona und die Folgen“.

 Kerstin Griese (r.) war zu Gast bei den Herbergseltern Vera und Klaus Wiegandt in der Jugendherberge.

Kerstin Griese (r.) war zu Gast bei den Herbergseltern Vera und Klaus Wiegandt in der Jugendherberge.

Foto: Achim Blazy (abz)

Der Sommer ist normalerweise die Zeit, in der in der Jugendherberge an der Götschenbeck Hochbetrieb herrscht. In diesem Jahr aber ist auch dort alles anders. Zunächst die corona-bedingte Schließung, dann die Anmietung der Herberge durch die Bezirksregierung in Düsseldorf für Flüchtlinge. Im März nächsten Jahres, so planen die Herbergseltern Vera und Klaus Wiegandt, soll mit der normalen Vermietung wieder begonnen werden.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese hatte sich im Rahmen ihrer jährlichen Sommertour durch ihren Wahlkreis in der Jugendherberge angekündigt, um zu erfahren, wie die idyllisch am Rand des Waldes gelegene Einrichtung durch die Krise kommt.

Räumliche Entzerrung sollte Risikogruppe schützen

Noch längst sind nicht alle Jugendherbergen in Nordrhein-Westfalen für Gäste wieder geöffnet. Für die in Ratingen stellte sich die Frage erst gar nicht. Die Bezirksregierung hatte die Herberge zum 1. Juli für Personen aus der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) Ratingen mit einem besonderen Schutzbedarf angemietet, die zur Corona-Risikogruppe gehören, um die Belegungssituation in anderen Unterkünften zu entzerren. Für die Herbergseltern eine völlig neue Situation, für die sie „erst selber fit gemacht werden mussten“, sagt Klaus Wiegandt.

Denn normalerweise kümmert sich das Ehepaar Wiegandt hauptsächlich um Grundschulkinder und deren Lehrer. „Es ist ein beliebter Standort für Grundschulen aus der näheren Umgebung“, sagt Vera Wiegandt. Die Anreise kann problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgen, und sollte ein Kind doch mal Heimweh bekommen, sind die Eltern schnell da.

Die derzeitigen Bewohner benötigen da weniger Betreuung. Die Bezirksregierung sorgt für die Grundausstattung an Lebensmitteln, alles andere kaufen die Bewohner in der Umgebung. „Hier ist eine kleine Stadt für sich entstanden, mit Verkaufsräumen und Waschmaschinen“, sagt Klaus Wiegandt. Und seine Frau ergänzt: „Wir haben Bewohner, die uns toll helfen“.

Für Jugendherbergswerk und Bezirksregierung ist die Belegung mit Flüchtlingen eine Win-Win-Situation, wie auch Kerstin Griese feststellte. Denn durch die Schließung im Frühjahr und das immer noch zögerliche Buchungsverhalten sind die Einnahmen des Jugendherbergswerks eingebrochen. Da hilft eine Komplett-Anmietung bis Oktober. Insgesamt sieben Jugendherbergen wurden in NRW für Flüchtlinge reserviert.

Für das kommende Jahr laufen bei Wiegandts aber schon die Buchungen der normalen Gäste für die Zimmer der Jugendherberge ein.

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