Ratingen Kita-Kinder stoppeln gemeinsam

Lintorf. · Kinder der Lintorfer Kita St. Johannes übten sich in der vergangenen Woche beim Kartoffeln stoppeln auf einem Acker des Schlüterhofes an der Ortsgrenze zu Angermund.

 Wer suchet, der findet: Schnell wurden die St.-Johannes-Kinder auf dem Feld fündig.

Wer suchet, der findet: Schnell wurden die St.-Johannes-Kinder auf dem Feld fündig.

Foto: RP/Kita

Unter „Kartoffeln stoppeln“ versteht man die Nachlese auf den abgeernteten Kartoffelfeldern. Die Tradition des Stoppelns reicht schon lange zurück. Als noch Krieg, Armut und Hungersnot das tägliche Leben bestimmten, hatten viele Menschen einfach keine andere Wahl, als die Felder nach liegengebliebenen Erdäpfeln zu durchsuchen. Heutzutage wird meist nur aus Spaß gestoppelt, oder um den ein oder anderen Euro zu sparen. Doch man muss aufpassen, denn juristisch gesehen ist „wildes Stoppeln“ ein Strafbestand. Man betritt fremden Grund und Boden und stiehlt quasi das Eigentum der Bauern.

„Wir haben grundsätzlich nichts dagegen, wenn die gerodeten Felder nach liegengebliebenen Kartoffeln durchsucht werden und diese mitgenommen werden. Aber wir würden gerne vorher gefragt werden, wenn Leute unsere Felder betreten“, sagte Agrarwirt Thomas Schlüter vom gleichnamigen Hof in Lintorf.

Mit dem Linienbus reisten
die Kinder zum Feld

Dagmar Schäfer, Erzieherin vom Lintorfer St.-Johannes-Kindergarten hat Familie Schlüter gefragt und durfte so vergangene Woche mit einer Gruppe Kindern auf dem Feld nahe des Waldstücks am Eichförstchen Kartoffeln auflesen. Sie waren die dritte Gruppe aus der Kindertagesstätte, die mit den Drei- bis Sechsjährigen auf Nachfrage beim Bauern zum „Erntehelfer“ wurde.

Das Abenteuer begann für die Kleinen schon bei der Anfahrt, denn es ging mit dem Linienbus vom Kindergarten bis in die Nähe des abgerodeten Feldes. Mit Eimern und kleinen Schaufeln bewaffnet ging es los. Begeistern klaubten die Kinder Knolle für Knolle auf, die ein oder andere musste sogar noch ein wenig ausgebuddelt werden. „Wir durften über das ganze Feld flitzen“, schwärmte der dreijährige Leopold. Direkt nebenan gab es ein Feld, bei dem die Erdäpfel noch nicht abgeerntet waren. „Hier konnten wir den Kindern an echten Pflanzen zeigen, wie Kartoffeln wachsen, nämlich unter der Erde und nicht auf den Bäumen und dass an einer Pflanze viel mehr als nur eine Knolle hängt. So etwas bleibt bei ihnen besser im Gedächtnis als bei irgendwelchen Abbildungen in Büchern“, sagte Schäfer. Spaziergänger, die an diesem Vormittag vorbeigingen, blieben stehen und beobachteten amüsiert, mit welchem Eifer die Kleinen bei der Sache waren und so manch einer wollte gerne mitmachen. Als die Kinder ihre Eimer gefüllt hatten, wurde das „Kartoffel-Taxi“ gerufen. Eine Mutter holte mit dem Auto die Ernte ab und brachte sie zur Kindertagesstätte. Die fleißigen Erntehelfer fuhren wieder mit dem Bus zurück.

Am nächsten Tag ging es mit dem Kartoffelabenteuer weiter. Aus jedem Eimer wurde die größte und kleinste Knolle herausgesucht und gewogen. Der Finder der schwersten Kartoffel (an diesem Tag 203 Gramm) wurde zum Kartoffelkönig gekrönt, der mit der kleinsten (ein Gramm) zum Kartoffelzwerg. Dann wurde eine „Waschanlage“ aufgebaut. „Wir alle haben die Kartoffeln gewaschen und gebürstet“, erzählte Leopold.

Ein Teil der Ernte wurde an diesem Tag noch zu Reibekuchen verarbeitet, den Rest konnten die Kita-Kinder mit nach Hause nehmen. „Jetzt brauchen wir keine Kartoffeln zu kaufen“, verkündete Leopold und präsentierte stolz seiner Mutter den gefüllten Eimer mit Kartoffeln.

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