Kartoffelzeit Vor dem Stoppeln sollten die Sammler immer den Landwirt fragen

Ratingen. · Wer nach der Ernte die liegen gebliebenen Kartoffeln auf den Feldern einsammeln möchte, sollte sich an bestimmte Regeln halten. Die Bauern im Kreis Mettmann haben dann meist nichts dagegen.

 Bei der Ernte erwischen die Bauern nicht immer alle Kartoffeln. Ein Rest bleibt auf dem Feld liegen.

Bei der Ernte erwischen die Bauern nicht immer alle Kartoffeln. Ein Rest bleibt auf dem Feld liegen.

Foto: Achim Blazy (abz)

Die Landwirte haben die ersten Frühkartoffeln eingefahren. Nach und nach beginnt die weitere Ernte der Knollen. Dabei fallen die kleineren Kartoffeln oft durchs Raster der Erntemaschinen, sprich auf das abgeerntete Feld zurück. Was passiert mit den Kartoffeln? Darf man sie einfach einsammeln, also stoppeln, wie es umgangssprachlich heißt?

„Jein“ sagt Kreislandwirt Bernd Kneer aus Wülfrath. Grundsätzlich hätten die hiesigen Landwirte nichts dagegen, wenn sich Menschen die liegen gebliebenen Kartoffeln vom Feld holen. „Man sollte sich aber vorher beim Landwirt melden“, sagt Kneer. Wer nicht weiß, wem welche landwirtschaftliche Fläche gehört, sollte einfach beim nächstgelegenen Hof nachfragen. Dort wisse man in der Regel, wer die Felder bearbeite.

Das „Stoppeln“ ist ein fast schon historischer Begriff. Während des Krieges halfen viele Menschen den Bauern bei der Kartoffelernte. Als Dank durften sie die übrig gebliebenen Kartoffeln von den Feldern einsammeln. Ein Begriff, der sich bis heute vor allem bei den Landwirten gehalten hat. Und das Stoppeln selbst scheint wieder in Mode zu kommen. „In den vergangenen zwei Jahren kamen wieder mehr Menschen, die Kartoffeln sammeln wollten“, sagt Michael Buscher vom gleichnamigen Buscherhof in Homberg, der Bio-Kartoffeln anbaut und diese unter anderem auch auf dem Hof verkauft.

Und wie hält er es mit dem Stoppeln? Im Rahmen der Öko-Aktionstage in Nordrhein-Westfalen können am 12. September Interessierte auf dem Feld Kartoffeln sammeln. Ansonsten reicht eine kurze E-Mail.

Sein Kollege Christian Benninghoven von Gut Diepensiepen im Schwarzbachtal hat nichts dagegen, wenn Kartoffelsammler auf seine Felder kommen. Unter zwei Voraussetzungen: „Bitte keine Autos oder Fahrräder in den Weg legen“, sagt er. Wer sich an die Regeln halte, könne gerne Kartoffeln mitnehmen und dem Landwirt einfach freundlich zuwinken, wenn der in der Nähe ist. Meist kennt Benningoven die Kartoffelsammler. Und das seien keinesfalls Menschen, die nur wenig Geld haben und sich Kartoffeln nicht leisten könnten. „Die haben fast alle ein Einfamilienhaus.“ Und mancher käme auch mit dem Porsche vorgefahren. Es seien oft Menschen, die das Stoppeln noch aus ihrer Kindheit kennen und das nun der jüngeren Generation zeigen wollten.

Sollte Benninghoven das Verhalten von Besuchern seines Feldes doch mal missfallen, dann fragt er einfach nach dem Stoppelschein. Dass es den gar nicht gibt, weiß halt nicht jeder. Um sich keinen Ärger einzuhandeln, weist Kreislandwirt Bernd Kneer darauf hin, dass das Stoppeln selbstverständlich nur auf der abgeernteten Fläche erlaubt sei. Die Kartoffelpflanzen selbst dürfen nicht herausgezogen werden.

Das falle dann unter Mundraub. Die Landwirte seien ganz froh, wenn die Kartoffeln eingesammelt würden. „Früher froren die im Winter fest. Aber das war in den vergangenen Jahren nicht mehr der Fall. Und so kann es passieren, dass die alten Kartoffeln in die neue Saat einwachsen“.

(Marita Jüngst )
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