Kampf für eine eigene Kirche

Vor genau 100 Jahren wurde die Höseler Gemeinde St. Bartholomäus gegründet.

Hösel. Mit einem Pontifikalamt mit Weihbischof Klaus Dick feiern die Höseler Katholiken am Sonntag in der St. Bartholomäus-Kirche das 100-jährige Bestehen ihrer Gemeinde. Was heutzutage selbstverständlich ist, war fast auf den Tag genau vor 100 Jahren ein großer Schritt: Denn die Geschichte der katholischen Gemeinde beginnt am 19. November 1911, als die Kirche an der Eggerscheidter Straße geweiht wurde. Von nun an konnten sich die Katholiken Hösels im eigenen Gotteshaus versammeln — und Gemeinde werden.

Die Jahrhunderte davor gehörte das Höseler Gebiet zur Pfarrei Mintard an der Ruhr, zudem war Hösel im Gegensatz zu den anderen Gemeinden des Amtes Angerland Diaspora. Denn im 17. Jahrhundert war fast die gesamte Honschaft Hösel zum reformierten Bekenntnis übergetreten. Auch heute noch übersteigt die Zahl der Protestanten die der Katholiken im Stadtteil — eine Ausnahme im ansonsten überwiegend katholischen Ratingen.

Mitte des 19. Jahrhunderts begannen einige katholische Höseler, sich für einen eigenen Seelsorgebezirk stark zu machen. Ihr beharrlicher Einsatz wurde Jahrzehnte später belohnt. 1908 kaufte man ein drei Viertel Hektar großes Grundstück an der Eggerscheidter Straße für 3000 Mark, ein Kirchenbauverein sammelte fleißig Spenden.

Am 6. November 1910 wurde der Grundstein für die neue Kirche gelegt, als Patron wählte man den Heiligen Bartholomäus. Ein Jahr später wurde die neue Kirche geweiht, die eigentlich eher eine Kapelle war und nur als „Filiale“ von St. Laurentius Mintard galt.

Die Einrichtung war dürftig — bis auf einen von August Thyssen gestifteten Altartisch bestand sie aus ausrangierten Teilen anderer Gemeinden —, aber endlich konnten regelmäßig Gottesdienste in Hösel stattfinden und ein Gemeindeleben entwickelte sich.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, bei dem Hösel von Bombenschäden verschont blieb, wuchs die Gemeinde zusehends: Als „Oase“ für Flüchtlinge, Ausgebombte und Evakuierte zog Hösel die Menschen geradezu an. 1953 konnte man sich endlich von Mintard lösen: St. Bartholomäus wurde selbstständige Rektoratspfarrei.

Die Kirche war inzwischen viel zu klein geworden. Der Kölner Erzbischof, Josef Kardinal Frings, gab bei einem Besuch in Hösel selbst den Anstoß für eine Erweiterung der Kirche. Zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinde stand der Rohbau, Weihnachten 1963 feierten die Höseler Katholiken die erste Messe als Mitternachtsmette in ihrem neuen Gotteshaus. Mit dem ebenfalls neuen Kindergarten und Pfarrheim hatte die Gemeinde ein eigenes Zentrum in Hösel geschaffen.

Mehr als vier Jahrzehnte später müssen die Höseler einen Einschnitt hinnehmen: Sie werden mit Breitscheid und Lintorf zur Großpfarrei „St. Anna“ zusammengeschlossen. Dennoch setzt man Akzente: Erst vor wenigen Wochen durfte die Gemeinde stolz ihr millionenschweres Pfarrzentrum mit nagelneuem Kindergarten einweihen.

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