„Kalli“ hat stets ein Eis am Start

Karl „Kalli“ Jacobs ist seit drei Jahren die gute Seele bei Ratingen 04/19. Der 68-Jährige ist ehrenamtlicher Betreuer beim Oberligisten.

„Kalli“ hat stets ein Eis am Start
Foto: Achim Blazy

Ratingen. Wie immer steht alles bereit. Selbstgebackener Apfelkuchen und klein geschnittenes Obst liegen auf dem Tisch, der Kaffee ist frisch gekocht und die Trikots der Spieler sind gewaschen und fein säuberlich zusammengelegt. Und das süße Wassereis in diesen kleinen Plastik-Beutelchen darf natürlich nicht fehlen. „Das ist eine kleine Sucht geworden. Hier ist der Teufel los, wenn keins mehr da ist“, sagt Karl Jacobs mit einem Lachen. Der Mann, den sie bei Ratingen 04/19 liebevoll nur „Kalli“ nennen und als gute Seele des Vereins beschreiben. Seit drei Jahren kümmert sich der 68-Jährige ehrenamtlich als Betreuer um die Belange des Fußball-Oberligisten abseits des grünen Rasens.

AdnanHotic, Innenverteidiger

„Er ist der Papa von uns allen. Kalli ist fürsorglich und hat immer gute Laune“, sagt Innenverteidiger Adnan Hotic vor dem letzten Heimspiel gegen den Wuppertaler SV. Gemeinsam mit Thomas Denker, Dennis Raschka und Orhan Dombayci sitzt er in einem kleinen Raum in den Katakomben des Ratinger Stadions. Eine Massagebank steht in der Mitte, Waschmaschine, Trockner, Gefrier- und Kühlschrank haben ihren Platz an der rechten Wand. „Das sind meine vier Wände“, sagt Jacobs und kramt dabei alte Schwarzweißbilder aus einer Schublade, die ihn in seiner aktiven Zeit als Fußballer zeigen. Mit 52 Jahren hat er letztmals gegen das runde Leder getreten, zum Schluss ist er sogar noch einmal Kreismeister geworden. Doch irgendwann machte der Körper nicht mehr mit. Erst wurde Jacobs eine künstliche Hüfte eingesetzt, dann bekam er Nierenkrebs. „Den habe ich vor sieben Jahren besiegt“, sagt der Rentner. Trotz aller Widrigkeiten ist er dem Fußball aber stets treu gebliebenen — zunächst als Ordner bei Fortuna Düsseldorf und jetzt als Betreuer bei Ratingen 04/19. „Ich will nicht zu Hause rumsitzen und meine Frau ist auch einverstanden. Es macht mir Spaß und ich kann mir momentan nichts Besseres vorstellen“, sagt Jacobs.

Jedes Training ist er da und an Spieltagen beginnt sein Arbeitstag zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn. Zu Ende ist er meist erst am nächsten Tag, wenn alle Trikots wieder sauber und trocken sind. Zwischendrin ist Jacobs dann der Mann für alles. Kein Name ist in den Katakomben häufiger zu hören, als der von „Kalli“. Er zeigt den Schiedsrichter die Kabinen, ist Ansprechpartner für den als Ordner fungierenden Ratinger Nachwuchs und kümmert sich um die Anliegen der Spieler. Und das auch während des Spiels. Mit einem Verbandskasten und einer Eiskiste sitzt Jacobs auf der Bank und übernahm dadurch auch noch die Rolle des Physiotherapeuten — da hat der Verein nun aber Abhilfe geschaffen.

„Genau so einen Mann wie Kalli wünscht sich jeder Verein. Er ist für die Jungs da und ein ganz wichtiger und toller Mensch“, sagt Trainer Peter Radojewski. In drei Jahren verpasste Karl Jacobs nur ein einziges Spiel, die Auswärtspartie beim SV Hönnepel-Niedermörmter vor knapp drei Monaten. Wegen eines Krankenhausaufenthalts.

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